ownsx // folge 84
Hallo zusammen,
auch allen, die neu hier dazugekommen sind, ich freue mich, dass Sie alle mitlesen!
Ausnahmsweise mal was anderes zuerst, ich bin so frei – hat nix mit Ost/West zu tun. Ist dafür eine Geschichte über die Ethnologie im Berlin des späten 19. Jahrhunderts und einen Mann, der den kolonialen Blick auf die Welt mitgeprägt hat und damit auch auf Menschen, die man von Preußen aus “außerhalb Europas” sah: Wilhelm Joest, Ethnologe und 50-Prozent-Namensgeber des Rautenstrauch-Joest-Museums in Köln.
Denn exakt heute erscheinen 2 Bücher von mir über Joest bei Matthes & Seitz: eine Biografie + eine kritisch kommentierte Werkausgabe (hrsg. mit Carl Deußen), die im Rahmen eines Forschungsprojekts am RJM entstanden sind. (Wer mehr dazu wissen will, wir haben im März auch eine internationale digitale Konferenz dazu organisiert, lässt sich alles streamen.)
Wer Lust hat: Am 13.6., 18 Uhr, ist Bücherpremiere im RJM in Köln – am 29.6. abends in Berlin (in der REH Geyersbach, Details bald hier), alles auf einen Blick hier.
Wer Fragen dazu hat: mail@annehaeming.de ;-)
So schaut’s aus:
So, jetzt aber zu unserem eigentlichen Thema hier:
In der aktuellen Presseschau geht’s – Spoiler! – wie seit Folge 77 vom 27. Februar in jedem Newsletter weiter um die Ost/West-Debatte, die Dirk Oschmanns Buch ausgelöst hat, in jeder Döpfner-Hoyer-Wellenform. Dazu eine Studie über den vorteilhaften Zustand der Gebäude in ostdeutschen Ländern, Aufarbeitung von DDR-Institutionen, News über einen der größten Litearturpreise für einen Marzahnroman, 1 Biopic über DDR-Österreich-Impex-Handel, 5 neue Ausstellungen und ein paar freien Stellen.
Das Aufmacherbild ist aus der Fotosammlung zum “17. Juni” der Bundesstiftung Aufarbeitung (mehr ganz unten beim “Rausschmeißer”).
Dazu mal eine Frage, über die ich schon eine Weile nachdenke:
Aus westdeutscher Perspektive wirkte der BRD-Nationalfeiertag 17. Juni immer wie ein für jene Bürokatie-Bräsigkeit wundersam emotionales Symbol; für einen Faden, der nicht gerissen ist und nicht reißen wirdsolldarf, Ausdruck von Hoffnung, sowas. Wie wirkte und wirkt dieser BRD-Nationalfeiertag aus DDR-Perspektive, heute aus ostdeutscher Perspektive? Freue mich über Zurufe.
Ach ja: Worüber haben wir hier eigentlich vor einem Jahr geredet?
Hier der Newsletter vom 6.6.2022.
Wie immer: Dank an alle, die diesen Newsletter unterstützen, entweder übers Weiterleiten oder sogar via Spende (ja, der Newsletter ist kostenlos, aber weil ein paar Fragen kamen, gibt’s hier eine Möglichkeit via Paypal-Geschäftskonto).
Noch mal fix zwei Sätze zur Erklärung:
Der Newsletter von ostwestnordsuedx zieht alle zwei Wochen einen Strich – und packt Beiträge rund um Ost/West zusammen, die in den +/-14 Tagen zuvor aufgefallen sind. Damit sich nicht alles versendet. Als eine Art temporäres Archiv.
Gebündelt vorab:
Thema: Ost/West-Debatte, Hoyer, Oschmann etc.
– “‘Wut hilft da nicht weiter’”, Interview mit Anne Rabe, von Peter Maxwill / Spiegel+
– “Ein neues ostdeutsches Selbstbewusstsein: Damit der Umbruch von innen kommt”, Sabine Schicketanz / Tagesspiegel
– “‘Es ist Zeit für ein neues ostdeutsches Selbstbewusstsein’”, Interview mit Dietmar Woidke, von Andreas-Stephan Carsdorff + Sabine Schicketanz / Potsdamer Neueste Nachrichten+
– “Leerstelle im Ostdiskurs”, Gunnar Hinck / taz
– “Farbfilm für alle?”, Eva-Maria Schnurr / spiegel.de
– “Ostdeutschland schafft sich ab?”, Peter Hintz / ostpaket.substack.com
– “‘Ein bisschen Freiheit gibt es nicht’”, Interview mit Ilko-Sascha Kowalczuk / Volksstimme+
– “Warum kommen Oschmanns Ost-West-Thesen so gut an?”, LVZ+
– “‘Ostdeutsche müssen ihre Interessen viel klarer vertreten’”, Interview mit Lutz Mükke, von Wiebke Hollersen / Berliner Zeitung
– “Ein DDR-Buch regt auf: Wie lange braucht es, um über Geschichte sprechen zu können?”, Sabine Rennefanz / Tagesspiegel+
– “Fatale Signale”, Interview mit Dirk Oschmann, von Karlen Vesper / nd.der Tag
– “Ein Bild vom Westen”, Interview mit Marianne Birthler, von Annette Hörnig / Superillu
– “Ostdeutschland: Wer füllt Dirk Oschmanns Leerstellen?”, David Begrich / Freitag+
– “Auf ewig ‘Ossis’ und ‘Wessis”?”, Gespräch mit Anne Rabe, Carsten Schneider, Steffen Mau, moderiert von Sina Fröhndrich / DLF (44 Min.)
– “Deutschland im Beziehungsstress – Was trennt Ost und West heute?”, Gespräch mit Liane Bednarz, Ilko-Sascha Kowalczuk, Dirk Oschmann, moderiert von Doris Maull / SWR 2 (45Min.)
– “Das Reden der Anderen - die neue Ost-West-Debatte”, Gespräch mit Ilko-Sascha Kowalczuk und Dirk Oschmann, moderiert von Natascha Freundel (54 Min.) / RBB Kultur
Und nu wie immer:
Neues aus den Kategorien
Lesen // Sehen // Hören // Machen.
// Lesen
Portrait: “Wie Gewalt den Alltag der DDR prägte”, FAZ+
– Katharina Teutsch hat Anne Rabe (“Warten auf’n Bus”, “Die Möglichkeit von Glück”) getroffen – und mit ihr über ihr Schreiben, ihr Weggehen aus Mecklenburg-Vorpommern und Gewalt in Ostdeutschland gesprochen.
Essay: “‘Na, dann müssen Sie da wegziehen!’ Vom Bleiben, trotz alledem”, Zeitschrift Luxemburg
– Manja Präkels (“Als ich mit Hitler Schnapskirschen aß”) nimmt einen Moment am Anfang einer Unterhaltung in Frankfurt am Main – und läuft damit los:
“‘Na, dann müssen Sie da wegziehen!’ – ein Satz wie eine Axt. Dabei hatte ich gerade erst begonnen zu reden, als mich der Herausgeber einer großen westdeutschen Tageszeitung damit auch schon unterbrach und so das ganze Kommunikationsdilemma zwischen West und Ost klarmachte. Welcher im Osten der Republik sozialisierte Mensch kennt ihn nicht, diesen Schlusspunkt, der die eigenen Ausführungen zu spezifischen Problemlagen des Lebens in den ‘schwierigen Bundesländern’ (Rainald Grebe) stoppen soll.”
Kommentar: “Mit Gendern und Klimaplänen vergraulen die Grünen den Osten”, Superillu/Focus.de
– Gerald Praschl über ostdeutsche Reaktionen auf Grünen-Politik.
Aufsatz: “Rechts sind die Anderen”, Berichte Geographie und Landeskunde
– Daniel Kubiak über “Diskursives Verdrängen und Anerkennen von rechter Vergangenheit und Gegenwart in einer ‘ostdeutschen’ Großstadt”.
Studie: “Vergleich des Ost-West-Gebäudebestandes”, dena
– Die Studie, Mai 2023
– “Der Osten kommt mit Habecks Heizplänen besser klar”, Jana Hensel / Zeit
Bericht: “‘Ich muss jeden Cent umdrehen’”, taz
– Rieke Wiemann über Armut in Ostdeutschland, wie der Alltag aussieht, wenn Löhne und Renten grundsätzlich niederiger ist als in Westdeutschland – und damit die hohen Preise für Lebensmittel und Energie besonders hart treffen.
Reportage: “Die Sozialisten-Schweine”, Zeit+
– Mascha Malburg über einen niederländischen Bauern, der DDR-Leicomas nachzüchtet.
Bericht: “Die ewigen Wunden der Wochenkinder”, Tagesspiegel
– Annett Heide über DDR-Kinderkrippen.
Interview: “Ost-West-Konflikt spielt am Deutschen Theater keine Rolle mehr”, Berliner Zeitung
– Die Intendantin Iris Laufenberg, die ab der nächsten Spielzeit das Berliner DT übernimmt, im Interview mit Ulrich Seidler.
Interview: “Erinnerungen ans erste Treffen 1992: ‘Ost-West-Unterschiede waren kein Thema’”, mdr.de
– Interview übers 30. Wave-Gothic-Treffen Leipzig mit Veranstalter Sandro Standhaft, von Annekathrin Queck.
Preis: Dublin Literary Award 2023 für
Katja Oskamps “Marzahn, mon Amour”
– Der Preis + Jurybegründung
– “Es ist ja immer noch mein kleines Buch über Marzahn”, Interview mit Katja Oskamp”, von Ulrich Seidler / Berliner Zeitung
– “Katja Oskamp gewinnt einen der höchstdotierten Buchpreise der Welt”, Anne-Sophie Schakat / Tagesspiegel
– “‘Every one of us needs affection, affirmation, human contact’ Marzahn, Mon Amour, the 2023 Dublin Literary Award winner, epitomises this”, Edel Goffey / Irish Times
Neuere Bücher / neuere Rezensionen:
Katja Oskamp: “Marzahn, mon Amour”, Hanser 2019, 16 Euro (Texte s.o.).
Katja Oskamp: “Marzahn, mon Amour” Peirene 2022, 12 GBP (Texte s.o.).
Jens Schöne: “Jenseits der Städte. Der Volksaufstand vom Juni 1953 in der DDR”, Bundesstiftung Aufarbeitung 2023, 1,50 Euro.
“(Ost)Deutschlands Weg 80 Studien zur Lage des Landes”, 2 Bände, bpb 2021, 7 Euro.
Thomas Billhardt: “Berlin Alexanderplatz 1958–2022”, Mitteldeutscher Verlag 2023, 30 Euro (Berliner-Zeitung-Rezension von Maritta Adam-Tkalec).
Christopher Banditt, Nadine Jenke, Sophie Lange (Hrsg.): “DDR im Plural. Ostdeutsche Vergangenheiten und ihre Gegenwart”, Metropol 2023, 24 Euro.
Christoph Hein: “Unterm Staub der Zeit”, Suhrkamp 2023, 24 Euro (Rezension beim Freitag, Rezension beim Tagesspiegel).
// Sehen
TV-Biopic: “Die rote Fini”, Arte-Mediathek
– Die “rote Fini” war die Wienerin Rudolfine Steindling (Adele Neuhauser) – und dieser Film von Gaby Schlag erzählt von ihren Import-Deals mit der DDR – und damit über “Die verschwundenen Millionen der DDR” (hier ein Text dazu aus dem Tagesspiegel)
Diskussionsrunde: “Protest und Erinnerung”, Bundesstiftung Aufarbeitung
– Podiumsgespräch als Teil der Tagung “Protest! Aufstand und Aufbegehren in Diktatur und Demokratie – Geschichte und Gegenwart”.
Mit:
Mike Lukasch, Direktor der Abteilung Berlin der Stiftung Haus der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland
Anna Lux, Wiss. Mitarbeiterin der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg/Br.
Christina Schulz, Intendantin am Theater an der Parkaue
Kassem Taher Saleh, MdB Berichterstatter der Bundestagsfraktion Bündnis 90/Die Grünen für die Aufarbeitung des SED-Unrechts
Linda Teuteberg, MdB Mitglied des Vorstandes der Deutschen Gesellschaft e. V. Moderation: Korbinian Frenzel, Redaktionsleiter beim DLF
// Hören
Bericht: “Wie Umgehen mit der DDR-Geschichte in Institutionen im Osten”, DLF Kultur (6 Min.)
– Henry Bernhard über eine Diskussionsrunde im Rahmen der Tagung “Interessen, Konflikte, Freiräume. Kultur- und Forschungsinstitutionen zur DDR-Zeit” der Klassikstiftung Weimar.
Feature: “Der lange Schatten politischer Verfolgung”, DLF (10 Min.)
– Isabel Fannrich-Lautenschläger über Opfer von DDR-Unrecht und den Kampf um Entschädigung (auch als Textversion)
Interview: “Ich wollte zurück in den Osten”, DLF Kultur (38 Min.)
– Ulrike Timm spricht mit Hasko Weber, Intendant des Nationaltheaters Weimar.
// Machen
Sich in die #ownsx-Austauschbörse eintragen: und zwar hier!
– Das Motto für mehr andere journalistische Perspektiven für alle Redaktionen ist: “Suche Ost, biete West” oder “Suche West, biete Ost”.
Und klar, ne, gerne weitersagen!
Ausstellung besuchen I:
– Bis 17.6., Berlin: Photoserie von Gundula Schulze Eldowy: “Berlin in einer Hundenacht” – bei Johanna Breede Photokunst (hier ein Text von Freddy Langer in der FAZ).
Ausstellung besuchen II:
– Bis 30.6., Berlin: “Clara Mosch und frühe Kunstaktionen in der DDR", Kunstverein Ost (hier ein Text bei nd.der Tag)
Ausstellung besuchen III:
– Bis 10.9., Leipzig: “Re:Connect – Kunst und Kampf im Bruderland” im Museum der bildenden Künste (Hier ein ausführlicher Text bei nd.derTag).
Ausstellung besuchen IV:
– Bis 8.10., Eisenhüttenstadt: “Revolutionen. Grafische Mappenwerke aus der DDR” im Museum für Utopie und Alltag – mit Arbeiten von 11 Künstlerinnen und 60 Künstlern zu sehen, die von 1950 bis 1990 entstanden sind.
Ausstellung besuchen V:
– Bis 29.10., Schloss Neuhardenberg: “Entlang der Oder”, Ostkreuz-Fotoschule (hier ein Text beim Tagesspiegel).
Bewerben I:
– Bis 18.6., Berlin: “Referent*in Presse”, Reporter ohne Grenzen.
Bewerben II:
– Bis 3.7.: “ARD Top Docs Wettbewerb” – für Dokumentarfilme. Hier die Details.
Bewerben III:
– Bis 23.6.: “1 Leiter:in (m/w/d) "Bereich Kommunikation / Presse- und Öffentlichkeitsarbeit”, Robert-Havemann-Gesellschaft e. V.
Sich informieren:
– Beim “CORRECTIV.StartHub” über Möglichkeiten für journalistische Neugründungen – mit Handbuch, Terminen fürs Netzwerken, Fortbilden etc. Mehr hier im ausführlichen Thread.
Zeitzeuginnen suchen-finden:
– Uni Leipzig sucht: “Zeitzeuginnen und Zeitzeugen zum Thema Zwangsadoption in der DDR/SBZ in der Zeit von 1945 bis 1989” – hier mehr zum Forschungsprojekt “DDR Zwangsadoption”.
// Der Rausschmeißer
– Für den 17. Juni hat die Bundesstiftung Aufarbeitung hier mal Aufnahmen aus dem Fotoarchiv thematisch gebündelt und zur Verfügung gestellt:
Dies hier waren die beiden meistgeklickten Links in Ausgabe Nr. 83:
1. “Drei Bücher über den Osten – aber erstmal ein Kaffee", Josa Mania-Schlegel / lvz.de
2. Subjektiver Blick auf den Raum "Osten", Kommentar-Thread von Dabiel Kubiak / Twitter
So. Habe ich was vergessen? Soll was Bestimmtes mit rein?
Dann los: mail @ ostwestnordsuedx.de
Folge 85 des #ownsx-Newsletters erscheint am 19. Juni.
Dann sicher mit Schwerpunkt zum 70 Jahrestag des 17. Juni 1953.
Sie können auch alle Newsletter einzeln nachlesen – hier im Archiv.
Wer sich in die Newsletterliste eintragen will, bittschön, das geht hier:
… und natürlich gerne weitererzählen, danke!
Ich freue mich, wenn Sie die Arbeit für diesen Newsletter unterstützen – indem Sie ihn lesen, ihn anderen weiterleiten. Und falls Sie auch finanziell beitragen mögen, gibt es nun auch diesen Weg: direkt zur Spendenseite (via Paypal-Geschäftskonto).
Der Kontext hinter dem Newsletter:
Was die geplante Arbeitsplatztauschplattform für Journalist:innen auf ostwestnordsuedx.de (Was das sein soll? Womit alles anfing? Wer dahinter steckt? Steht hier und hier und hier. ) angeht: Das Ganze befindet sich in der Praxisform noch in der pandemiebedingten Ruhephase, aber hoffentlich bewegt sich bald etwas.
Als Alternative für physischen Tausch: Bieten Sie Ihre Perspektive an – und finden jene Einblicke, die Ihnen im Blatt, in der Sendung, im Heft, auf der Seite fehlen:
→ hier direkt zum Suche/Biete-Formular!
Ums leichter weiterzusagen:
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Zum Schluss weiterhin dieser Hinweis:
Das Netzwerk für Osteuropa-Berichterstattung hat eine Spendenaktion für Journalist:innen in der Ukraine organisiert – zusammen mit Otto-Brenner-Stiftung, Reporter Ohne Grenzen, Frag den Staat, Netzwerk Recherche, taz-Panter-Stiftung. Direkt zur Spendenseite mit allen Infos geht’s hier.