ownsx // folge 2
Na, noch das Geräusch der Harzer Knaller im Ohr?
(Hier gibt’s übrigens eine enorme Sammlung vom VEB Pyrotechnik Silberhütte und Co., nur zum Gucken, klar.)
Jetzt aber: Willkommen zu Folge 2 – auch an alle, die neu dabei sind.
Hier noch mal fix zwei Sätze zur Erklärung:
Der Newsletter von ostwestnordsuedx zieht alle zwei Wochen einen Strich – und packt Beiträge rund um Ost/West zusammen, die in den +/-14 Tagen zuvor aufgefallen sind. Damit sich nicht alles versendet. Als eine Art temporäres Archiv.
Sukzessive gibt es hier auch alles zur entstehendenen Arbeitsplatztauschplattform für Journalist:innen ostwestnordsuedx.de. (Was das ist? Womit alles anfing? Wer dahinter steckt? Steht hier und hier und hier. ) Aktueller Stand der Dinge: Start ist im ersten Quartal 2020.
Und jetzt eine neue Runde aus den Kategorien Lesen // Sehen // Hören // Machen.
Also los:
// Lesen
Interview mit Katja Meier: “Wir hatten bei Auftritten oft Angst”, Spiegel
– Die Debatte über die Jugendpunkband von Sachsens Justizministerin Katja Meier ist auch eine #baseballschlaegerjahre-Geschichte. Im Interview mit dem Spiegel erzählt sie von ihrer Jugend, der Band und ihren Songs und die Neonazis drumherum. Sie sagt:
“Viele Jugendliche in Ostdeutschland hatten damals ähnliche Biografien. Arbeitslosigkeit der Eltern nach der Wende, ein starkes Aufkeimen von Rechtsextremismus, Fremdenfeindlichkeit. Nicht nur in Ostdeutschland natürlich, sondern auch im Westen, in Mölln und Solingen. Das war unsere Erfahrungsrealität, das haben wir verarbeitet und Musik darüber gemacht. Falls man das als Musik bezeichnen kann.”
Thread und Studie: Wahlverhalten von Ostdeutschen im Westen
– Es fing an mit einem Tweet von Jana Hensel anlässlich der Umfragen zur Hamburger Bürgerschaftswahl – und dem Kommentar, dass in kaum eine andere westdeutsche Großstadt so viele Menschen aus Ostdeutschland gezogen sind. Daraus entsponn sich eine Debatte darüber, inwiefern diese Heimat etwas mit politischen Vorlieben zu tun hat, und so tauchte auch diese ifo-Studie auf:
Portrait I: Super-Illu, NZZ
Portrait II: Super-Illu und Neues Deutschland, Medium Magazin
– Und der Zukunft zugewandt: Heimatpflege seien ihre Titel für viele in Ostdeutschland, so Stefan Kobus von Super-Illu und Wolfgang Hübner vom ND – zwei Besuche und einige Gemeinsamkeiten: hier in der NZZ // hier der Doppelbesuch im Medium Magazin.
Kommentar: “40 Jahre Grüne: Dem Osten sei Dank!”, Tagesspiegel
– Während in den meisten Jubiläums-Beiträgen, inklusive der ARD-Doku dazu, die Rolle von “Bündnis 90” irgendwie, nun … wegfiel, hat Stephan-Andreas Carsdorff für den “Tagesspiegel” die Sache anders auf den Punkt gebracht.
Buch: Thomas Brussigs neuer Roman
– In “Die Verwandelten” gibt’s Waschbären, die einmal Menschen waren, eine Autowaschanlage und herrliche andere Phantasien aus der Mecklenburger Pampa. Hier kann man schon mal reinlesen, es erscheint am 5. Februar bei Wallstein.
Analyse: “Westdeutsche Ignoranz gegenüber Kunst aus Osten”, MDR
– Wie in allen Branchen sind auch in der Kunst Menschen aus ostdeutschen Ländern unterrepräsentiert – mit ihrer Kunst selbst und in Führungsfunktionen, etwa in Museen, um gegen die Unausgewogenheit in den Sammlungen anzuarbeiten. MDR-aktuell hat sich diese Branchenkritik des Kunsthistorikers Christoph Tannert mal angeschaut und auch mit der Direktorin des Dresdner Albertinums Hilke Wagner gesprochen. Auf alle Fälle: ein Feld, das noch zu wenig beleuchtet ist.
Archiv: “Wir seit 89”, Spiegel
– Die Kolleg:innen von („damals“ noch) Spiegel und Spiegel Online hatten sich über die Wahlmonate bis November verstärkt Ost/West-Themen vorgenommen, inklusive einen eigenen Newsletter. Um sich in Ruhe durch alles durchzulesen, hier gibt’s die „Wir seit 89“-Stücke.
// Sehen
TV-Doku: “Freifliegen: Mit Interflug durch Ost und West”, MDR
– “Da habe ich das Gas reingeschoben, hatte Berlin im Rücken und wusste: Jetzt bist Du derjenige, der das Sagen hat”: Undine Siepker hat für ihre großartige Doku von 2008 vier Stewardessen und einen Piloten begleitet, die in der DDR für Interflug arbeiteten – und die vom Freiheitsgefühl vor und nach dem Mauerfall erzählen. (gesendet: am 5.1.2020)
Kino: “Freies Land”
– Nachwendezeit, ein westdeutscher Polizist wird an die deutsch-polnische Grenze versetzt. Und muss mit seinem Ost-Kollegen ermitteln. Mit Felix Krammer und Trystan Pütter, mehr Infos hier auf der Homepage – und hier noch ein Interview mit Regisseur Christian Alvart (seit 9.1. im Kino).
// Hören
"Nicht Ost-West macht den Unterschied, sondern …” (6 Minuten)
– … oben und unten”: Das ist das Ergebnis einer Studie der Universität Magdeburg, bei RadioEins-Kultur gab’s ein Interview darüber mit dem Soziologen Jan Delhey.
“Umbau des DDR-Restaurants Minsk” (7 Minuten)
– SAP-Mann Hasso Plattner hat das Potsdamer Gebäude gekauft – um es als Museum für seine DDR-Kunst-Sammlung zu nutzen. Wofür steht das “Minsk”, was ist zu erwarten? Alles im SWR-Gespräch mit Architekturkritiker Nikolaus Bernau.
P.S.: Ein Teil seiner Sammlung ist noch bis 2. Februar in seinem Museum Barberini, ebenfalls in Potsdam, zu sehen – aber die Auswahl ist ein wenig einseitig: 10 Männer: 27 Werke // 1 Frau: 1 Werk (von Gudrun Brüne).
Althistoriker Christian Meier über Demokratie (53 Minuten)
– Im DLF gab’s eine Stunde Interview zum Thema – und gleich ab Minute 4 ging es auch um die Folgen des Mauerfalls fürs demokratische Prinzip. Es sei ein “Anschluss gewesen, keine richtige Vereinigung”, sagt Meier, und:
„Man hat ja an vielen Stellen lieber den schlechtesten Westdeutschen als den besten Ostdeutschen genommen.“
“Durch die Gegend: mit Manja Präkels” (1 Stunden, 33 Minuten)
– In dieser Podcastfolge geht Christian Möllers mit Autorin Manja Präkels durch Gransee und ihre Jugend dort und in Zehdenick, umgeben von Rechten – und immer wenn unterwegs ein Auto kreuzt, der Reflex: Gucken, ob der Typ ein Nazi ist. Hervorragendes Gespräch und ebensolches Gegenstück zu ihrem autobiographischem Roman “Als ich mit Hitler Schnapskirschen aß” (Verbrecherverlag 2017).
"Wie Medien und Politik Deutschland weiter teilen” (9 Minuten)
– Noch was aus dem November 2019, aber hörenswert: Kollegen wie Jörg Wagner (“Medienmagazin”, Radioeins) und Hajo Schumacher im DLF über Ost/West-Interpretationen und verfälschende Verkürzungen in der Berichterstattung.
“Raubkunst der Stasi: Wenn Gestohlenes gestohlen wird” (7 Minuten)
– Es kam zuletzt ja nicht nur im Grünen Gewölbe was weg, sondern auch im Berliner Stasi-Museum – Claudia van Laak macht sich für DLF-Kultur auf und schaut sich in der Sammlung des Stasi-Museums um. Und erklärt damit die Raubkunst-Organisation der Stasi. (Mehr zu Enteignungen in der SBZ/DDR erklärte mir der Provenienzforscher Gilbert Lupfer hier für Spiegel+.)
// Machen
Ausstellung I: “Mit dem Sandmann auf Zeitreise“
– Alles übers Sandmännchen im Filmmuseum Potsdam, noch bis Ende September 2020.
Ausstellung II: Kunsthaus Beeskow
– Das Kunsthaus Beeskow hat zwar schon im Sommer wieder eröffnet und zeigt sein Schaudepot samt Sonderausstellungen, aber dank des aktuellen Stücks in der Morgenpost kann man nochmal dran erinnern.
Lese-Performance: “Von verlorenen Illusionen”
– Texte von Brigitte Reimann, neu vorgetragen: Elisa Überschär ist mit ihrem Programm “Von verlorenen Illusionen” auf Tournee – und hier stehen die nächsten Termine.
// Und der Rausschmeißer
Fünf Minuten durchs alte Funkhaus Ost
– Die ehemalige Musikredakteurin Elisabeth Haller erzählt über ihre Arbeit von 1978 bis 1992 – und das abrupte Ende. Sie zu fragen, ob sie “ostalgisch” sei, hätten sich die Redaktion allerdings echt sparen können. Aber Hallers Charme reißt alles raus.
So. Hamwa was vergessen? Soll was Bestimmtes mit rein?
Dann los: mail @ ostwestnordsuedx.de
Folge 3 des Newsletters kommt in zwei Wochen – bis dahin fröhliche Tage.
Wer sich in unsere Newsletterliste eintragen will, bittschön, das geht hier:
… und natürlich gerne weitererzählen, danke!