ownsx // folge 20
Schön, dass Sie da sind!
Hier kommt eine neue Runde, ein paar Nachklapper vom 3. Oktober, dazu ein paar neue Diskussionsansätze. Und Spielfilme. Und ‘ne Tramfahrt.
Noch mal fix zwei Sätze zur Erklärung:
Der Newsletter von ostwestnordsuedx zieht alle zwei Wochen einen Strich – und packt Beiträge rund um Ost/West zusammen, die in den +/-14 Tagen zuvor aufgefallen sind. Damit sich nicht alles versendet. Als eine Art temporäres Archiv.
Was die geplante Arbeitsplatztauschplattform für Journalist:innen auf ostwestnordsuedx.de (Was das sein soll? Womit alles anfing? Wer dahinter steckt? Steht hier und hier und hier. ) angeht:
Als Alternative für physischen Tausch: Bieten Sie Ihre Perspektive an – und finden jene Einblicke, die Ihnen im Blatt, in der Sendung, im Heft, auf der Seite fehlen:
→ hier direkt zum Suche/Biete-Formular!
Ums leichter weiterzusagen:
https://tinyurl.com/ownsx-tauschformular
Und jetzt mehr aus den Kategorien Lesen // Sehen // Hören // Machen.
Bittesehr:
// Lesen
Analyse: “Verstehen die Grünen bald den Osten?”, Die Zeit
– Gerade schrieben Annalena Baerbock und Robert Habeck einen Offenen Brief über Ost/West, nun erklärt Grünen-Bundesgeschäftsführer Michael Kellner, wieso er selbst 2021 “eine starke ostdeutsche Stimme im Bundestag” werden will: alles im Interview mit Jana Hensel.
Feature: “Nacht der Deutschen Einheit”, Die Zeit
– Christian Bangel hat sich den Anfang der wiedervereinigten Zeit genauer angeschaut. Also gleich den wirklichen Anfang: die erste Nacht auf den 3. Oktober. Eine Analyse von Momenten jener Stunden ausgegraben, die er selbst erst neu entdeckt hat.
Essay: “Die deutsche Einheit als Vokabelproblem”, Tagesspiegel
– Des Politikwissenschaftlers Ralf Rytlewski
“Mein Ostdeutschsein hat auch nach 30 Jahren Mauerfall noch eine raue Haut, ist eine Wunde. Vielleicht sollte ich der Einfachheit halber sagen, es ist in Bewegung, in Unruhe.”
Interview mit Gesine Grande: “Die Ostdeutschen sind keine schüchternen Menschen”, Berliner Zeitung
– Die erste ostdeutsche Präsidentin einer deutschen Hochschule (der BTU in Cottbus-Senftenberg) über eben jene Hochschullücken und ihre Pläne.
Briefe: “Ihr seid so anders”, FAZ
– Justus Bender und Frank Pergande von der FAZ schrieben zum 3.10. “zwei Briefe an die Mitbürger aus der anderen Himmelsrichtung”. Ist hinter der Paywall, hier ein Ausschnitt:
Nachruf auf TXL: “Die Freiheit dröhnte über uns hinweg”, Tagesspiegel
– Robert Ide hat einen wunderbaren Text über jene Zeit geschrieben, als man von Pankow aus auf die Flieger blickte, “der nahe Blick des Fernwehs”, schreibt er in der Sonderausgabe zum Tegel-Abschied, “wird auch mir in Erinnerung bleiben”.
“Tegel – so unnahbar fern. Und mit jeder Landung über unsere Köpfe hinweg so unmittelbar nah."
(Und danach vielleicht auch noch seinen Text über Interflug lesen.)
Interview mit Hermann Rudolph: “Man fühlte sich mittendrin in einer großen Geschichte”, Tagesspiegel
– In den 75-Jahr-Feier-Beiträgen des “Tagesspiegel” gab’s auch ein Gespräch mit Ex-Chefredakteur Rudolph, der Ende 1990 die Redaktionsleitung übernahm – und damit mitten in einen neu umbrechenden Berliner Zeitungsmarkt.
Spurensuche I: “Unsere zwei deutschen Leben”, Spiegel
– Spiegel-Kollege Janko Tietz erzählt, wie zwei befreundete Familien beschließen, auszureisen. Die einen verhaftet, vom Westen freigekauft – oder an ihn verkauft – werden. Die andere stellte daraufhin den Ausreiseantrag: seine. ‘84 Jetzt hat er sie besucht und alles aufgeschrieben (aber hinter der Paywall).
“Im Westen hat es, glaube ich, nie jemand verstanden, dass man die politischen Umstände im Osten ablehnen oder hinterfragen konnte und das Land trotzdem als seine Heimat begriffen hat.”
Spurensuche II: “Großvaters Geheimdienst-Karriere auf der Spur”, Die Zeit
– Im Sinne des Lückenschlusses begibt sich die Wendegeneration auf die Suche: nach den Stasiakten der Familie. Darunter auch Kollege und “Nachwendekinder”-Autor Johannes Nichelmann. Was das mit ihnen allen macht, hat Tilman Steffen aufgeschrieben.
Analyse: “Beim Erinnern an die Wende fehlen im Osten wichtige Stimmen”, MDR
– Die Soziologin Katharina Warda versucht, dafür zu sorgen, dass endlich auch die Perspektiven migrantischer und nicht-weißer Menschen und Wendeverlierern sichtbar werden. (Mehr über ihr Projekt “Dunkeldeutschland”.)
Nachrufe: Günter de Bruyn
– “Ein Katholik in Preußen”, Die Zeit
– “Platz zwischen sich und der Welt”, Süddeutsche Zeitung
– “Ein Chronist des Vernachlässigten”, Berliner Zeitung
– “Vom Beharren auf dem Freiraum”, FAZ
– “Die eigenen Gedanken lesen”, Spiegel
– “Der zärtlich Beharrliche”, NZZ
– “Der Außenseiter aus der Mark Brandenburg”, DLF
– “Er ist in der Zeit emigriert”, DLF Kultur
Twitter-Thread: über deutsch-deutsch-migrantische Literatur
– Die Germanistin Maha El Hissy, jetzt an der Londoner Queen Mary-Universität, hat hier sehr ausführlich jene Romane zusammengetragen und kommentiert, die all dies zugleich verhandeln: Deutsche Einheit und Migration. Unter anderem mit Werken von Emine Sevgi Özdamar oder Alev Tekinay.
Neuere Bücher:
– Detlef Pollack: “Das unzufriedene Volk”, Transcript 2020, 20 Euro. (SZ-Rezension von Steffen Mau)
– Thilo Krause: “Elbwärts”, Hanser 2020, 22 Euro. (NZZ-Rezension, von MDR Kultur)
– Peggy Piesche, Nicola Lauré al-Samarai et al.: “Labor 89. Intersektionale Bewegungsgeschichte*n aus West und Ost”, Yılmaz-Günay 2020, 15 Euro.
// Sehen
Zeichentrickfilm: “Fritzi: Eine Wendewundergeschichte”, Arte
– Leipzig 1989, nach den Sommerferien – und die beste Freundin von Fritzi ist nicht zurückgekommen. Ein Kinderfilm über den Mauerfall, entstanden nach dem Buch von Hanna Schott.
Diskussion: “Wir sind Eins? 30 Jahre deutsche Einheit”, re:publica
– Über den Status des gesamtdeutschen Föderalsystems ARD sprachen WDR-Intendant Tom Buhrow und ARD-Chefredakteurin Digitales Juliane Leopold bei der digitalen re:publica:
TV-Beitrag: “Ost-West-Gefälle bei Covid-19-Infektionen in Berlin”, RBB
– Nur anderthalb Minuten, aber sie versuchen, die auffälligen Unterschiede zu erklären. “Wir alten Ostler sind ein bisschen mehr regelkonform”, ist einer der Versuche. Die taz ist dem auch nachgegangen, die Kolleg:innen von nd.Der Tag auch.
TV-Beitrag: “Ossi? Na und!”, Frontal21
– Die ZDF-Kollegen trafen Jeannette Gusko und Tobias Kremkau von #WirsindderOsten und die Zahntechnikerin Elisabeth Habel, sie sind Mitte 30 bis Anfang 20. Sie erzählen noch einmal mit Nachdruck über Vorurteile und das Sich-Nicht-Gemeint-Fühlen in der gesamtdeutschen Debatte.
TV-Portrait: “Agentur Ostkreuz”, RBB
– Als Teil von RBB-Kultur gibt’s gute 20 Minuten Ostkreuz-Portrait zum 30-Jährigen.
Kinofilm: “Das schweigende Klassenzimmer”, ZDF
– 1956, eine Schulklasse aus Stalinstadt legt eine Schweigeminute ein für die Opfer des Ungarnaufstands. Die Klasse wird aus der Schule geworfen, sie dürfen in der DDR kein Abitur machen, die meisten fliehen in die BRD. Diesen Stoff erzählte Dietrich Garstka in “Das schweigende Klassenzimmer”, Lars Kraume hat’s vor drei Jahren verfilmt, jetzt läuft der Film im ZDF (bis 7.12. in der Mediathek). Und Michael Gwisdek ist auch dabei.
// Hören
“Folge 6: Eliten” (Podcast Wo ist der Bus?, 60 Minuten)
– Nach den Debatten über die ersten Ostdeutschen auf Bundesverfassungsgerichtsposten und als Hochschulpräsidident:innen nehmen die Woistderbus-Kollegen den Faden noch einmal auf.
“Den Ost-West-Konflikt in der Kunst verstehen” (DLF Kultur, 15 Minuten)
– Über sein Buch “Feindbild werden”, das bei Wagenbach erschienen ist, spricht Wolfgang Ullrich auf dem Blauen Sofa der Buchmesse. (“Feindbild werden. Ein Bericht”, Wagenbach 2020, 10 Euro).
“Von alten und neuen Herrlichkeiten” (MDR Kultur, 60 Minuten)
– Eine Stunde, in der Günter de Bruyn über seine Arbeit und sein Leben erzählte. MDR-Kultur hat die Sendung aus Anlass seines Todes noch einmal rausgeholt.
”Als ein dritter Weg möglich schien” (DLF Kultur, 30 Minuten)
– Mit dem 3.10.1990 geriet in Vergessenheit, dass viele Oppositionelle vorhatten, eine “neue, bessere DDR” zu erschaffen. Constantin Hühn erzählt diesen Teil der Geschichte nach.
// Machen
Sich in die #ownsx-Austauschbörse eintragen: und zwar hier!
– Das Motto für mehr andere journalistische Perspektiven für alle Redaktionen ist: “Suche Ost, biete West” oder “Suche West, biete Ost”.
Und klar, ne, gerne weitersagen!
Fragebogen ausfüllen:
– Die Kolleg:innen der Superillu haben einen Fragebogen ins Netz gestellt, den alle ausfüllen und einsenden können, die Lust haben. “Ostdeutschland hat so viele Erfahrungen im Systemwechsel, mit Transformation und Strukturwandel gemacht”, antwortet etwa Stephanie Auras-Lehmann aus Finsterwalde, “wertvolle Erfahrungen, die wir gemeinsam nutzen sollten”.
// Und der Rausschmeißer
Tramfahren:
– Auf altbekannten Berliner Schienen fahren und auf einmal anderes sehen:
So. Habe ich was vergessen? Soll was Bestimmtes mit rein?
Dann los: mail @ ostwestnordsuedx.de
Folge 21 des #ownsx-Newsletters erscheint am 2. November.
Passen Sie alle gut auf sich auf.
Wer sich in die Newsletterliste eintragen will, bittschön, das geht hier:
… und natürlich gerne weitererzählen, danke!