ownsx // folge 25
Liebe alle,
ich hoffe, Sie sind gesund durch die vergangenen 14 Tage gekommen.
Hier nun die schon angekündigte zweite Sonderausgabe. Anlass diesmal: Vor einem Jahr erschien die erste Folge dieses Newsletters. Schön, dass Sie alle dabei sind, von Anfang an, immer noch, neu dabei – hallo! Und auch in dieser Sonderausgabe: die besten Ost/West-Stücke der vergangenen 12 Monate – und zwar ausgesucht von Menschen, die den Newsletter abonniert haben, bei Twitter @ostwestnsx folgen. Tausend Dank allen, die mitgemacht haben!
Haben Sie ein erfülltes, sorgenfreies Jahresfinale diese Woche.
Und fangen Sie das neue Jahr so glücklich an, wie Sie nur können.
Noch mal fix zwei Sätze zur Erklärung:
Der Newsletter von ostwestnordsuedx zieht alle zwei Wochen einen Strich – und packt Beiträge rund um Ost/West zusammen, die in den +/-14 Tagen zuvor aufgefallen sind. Damit sich nicht alles versendet. Als eine Art temporäres Archiv.
Was die geplante Arbeitsplatztauschplattform für Journalist:innen auf ostwestnordsuedx.de (Was das sein soll? Womit alles anfing? Wer dahinter steckt? Steht hier und hier und hier. ) angeht: Als Alternative für physischen Tausch: Bieten Sie Ihre Perspektive an – und finden jene Einblicke, die Ihnen im Blatt, in der Sendung, im Heft, auf der Seite fehlen:
→ hier direkt zum Suche/Biete-Formular!
Ums leichter weiterzusagen:
https://tinyurl.com/ownsx-tauschformular
Und los geht’s:
Sonderausgabe / Teil 2
/ / / Josa Mania-Schlegel empfiehlt / / /
"Rohwedder", Netflix
”Ich habe die Wiedervereinigungs-True-Crime-Netflix-Serie ‘Rohwedder’ total gerne gesehen. Der Vierteiler tischt einem rund um den Mord an Treuhand-Chef Detelev Rohwedder mitreißende Verschwörungstheorien auf. Hat sich die letzte Wut der zerbröselnden DDR in einem einzigartigen, grausamen Mord entladen? Das fragt man sich und guckt den nun arbeitslosen VEB-Arbeiter*innen in die traurigen Augen. Im Hintergrund wird meistens irgendeine Fabrik gesprengt, diese restaurierten Archivaufnahmen sind der Wahnsinn. Für einen Moment hasst man dann diese ekligen Wessis, das gelingt dieser Serie. Und trotzdem, ganz wichtig, entwickelt man Mitgefühl für Rohwedder und seine Familie.”
Mania-Schlegel ist Reporter der Leipziger Volkszeitung.
Hier auf Twitter.
/ / / Katharina Thoms empfiehlt / / /
"Mein Dresden. Heimat tut weh", Anh Tran / DLF
“Warum? Diese Reportage ist so ehrlich, schmerzhaft und toll erzählt. Anh Tran zeigt uns mutig die ganze widersprüchliche Schön- und Hilflosigkeit „des Ostens“ an ihrem Dresden.”
"Vom Ende der Geschichte", Sabine Rennefanz, Anja Reich, Jenni Roth / "Berliner Zeitung"-Podcast
“Weil sie aus langen Gesprächen mit den Menschen der ersten Reihe im Osten ‘89 immer wieder verblüffende Erkenntnisse rausholen; sie vom Mut und Demütigung erzählen: Klug, witzig, ehrlich.”
Thoms ist Baden-Württemberg-Korrespondentin für DLF, DLF Kultur und DLF Nova. Hier geht’s zu ihrem Podcast “Mensch Mutta”.
Auf Twitter und als @menschmutta.
/ / / Katja Reim empfiehlt / / /
“Die Übernahme. Wie Ostdeutschland Teil der Bundesrepublik wurde”, Ilko-Sascha Kowalczuk
“Ich finde das Buch empfehlenswert, weil er mit seinen ostdeutschen Wurzeln gleichzeitig den sachlichen Blickwinkel des Historikers und den emotionalen des Zeitzeugen hat. Ich fand es eine aufschlussreiche Analyse der Nachwendezeit und ihrer Auswirkungen.” (Das Ganze als 4,50-Euro-bpb-Ausgabe.)
Reim ist stellvertretende Chefredakteurin der Superillu.
Hier auf Twitter.
/ / / Janko Tietz empfiehlt / / /
"Einsichten", Evangelische Journalistenschule
“Monothematisches Heft zum Thema 30 Jahre Einheit des 13. Jahrgangs nach der Reportage-Lehrredaktion – mit sehr guten Texten und Interviews.”
Tietz ist CvD beim Spiegel; zum 3.10. schrieb er über “Unsere zwei deutschen Leben”.
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/ / / Ulrich Mählert empfiehlt / / /
“Das unzufriedene Volk”, Detlef Pollack
“Gerne verweise ich auf Detlef Pollacks Buch ‘Das unzufriedene Volk. Protest und Ressentiment in Ostdeutschland von der friedlichen Revolution bis heute’, das im September im transcript Verlag in Bielefeld erschienen ist. Pollack bürstet dort die Geschichte der Friedlichen Revolution gegen den Strich und betont den Eigensinn der ostdeutschen Bevölkerung 1989 und seitdem. Auch wenn ich nicht alle seine Thesen teile, habe ich das Buch doch mit Gewinn gelesen, zumal es wunderbar geschrieben ist. Hier der Link zu einer der vielen Rezensionen zum Buch. Und wenn es nicht eitel erscheint, dann gibt es auch noch diesen Videopodcast:”
Ulrich Mählert ist bei der Bundesstiftung Aufarbeitung zuständig für Jahresausstellungen Kommunismusgeschichte.
Hier bei Twitter – und hier @BAufarbeitung.
/ / / Katharina Warda empfiehlt / / /
"Anders erinnern. Für eine ostmigrantische Erinnerungspolitik", Elisa Gutsche, Pablo Dominguez Andersen / Ost-Journal
“Endlich ein Artikel, der sich mit Abwertungserfahrungen von Ostdeutschen und Rassismus aus z.T. nicht-weißer Perspektive auseindersetzt. Das Fazit: Zwei Diskriminierungsformen, die sich nicht ausgrenzen müssen oder im Wettbewerb miteinander stehen. Amen.”
Mehr über die Soziologin und ihr Projekt “Dunkeldeutschland”: auf bpb.de; bei mdr.de; Vortrag beim Frauenkampftag Bochum.
Hier auf Twitter, hier bei Instagram.
/ / / Thomas Sabin empfiehlt / / /
"Baseballschlägerjahre", Christian Bangel / Zeit Online, RBB
“An der Co-Produktion von rbb und Zeit Online sollte in diesem Jahr niemand vorbeikommen. Eindringlich und ohne Beschönigung spiegeln sechs Filme eine Zeit nach dem Mauerfall wider, die geprägt war von Rassismus und rechter Gewalt. Die Dokumentationsreihe „Baseballschlägerjahre – Die Wendegeneration und die rechte Gewalt“ ist ein wichtiges Zeitdokument und mahnendes Pflichtprogramm für uns alle.”
"Einland", Südwestpresse, Lausitzer Rundschau, MOZ
“Ordentlich Lesestoff bietet die Website www.einland.net. Volontär:innen der Südwestpresse (Ulm), der Lausitzer Rundschau (Cottbus) und der Märkischen Oderzeitung (Frankfurt Oder) haben sich 30 Jahre nach dem Mauerfall mit der deutsch-deutschen Geschichte beschäftigt. Das Ergebnis der Recherchen ist ein Magazin, das den Lokaljournalistenpreis der Konrad-Adenauer-Stiftung 2019 gewonnen hat. Das Heft kann auf der Website kostenfrei gelesen oder als PDF-Version heruntergeladen werden.”
"Dit is Brandenburg", MOZ-Podcast
“Und ja, ich weiß, Eigenwerbung ist doof. Aber geht es um Ostdeutschland, denken viele schnell auch an Brandenburg und haben das eine oder andere Klischee oder Vorurteil im Kopf. Mit unserem Podcast ‘Dit is Brandenburg’ zeigen wir, wie Brandenburg und seine Menschen wirklich sind, was sie bewegt, begeistert und aufregt. Hört rein und lasst uns gerne ein Feedback da.”
Sabin ist ein Teil von „Dit is Brandenburg“, dem Podcast der Märkischen Onlinezeitung.
Hier der Podcast bei Twitter, hier Sabin.
/ / / Daniel Schulz empfiehlt / / /
"1000 Serpentinen Angst”, Olivia Wenzel
“Olivia Wenzel hat mit "1000 Serpentinen Angst" einen großen Roman geschrieben, der auch ein großer Roman über Ostdeutschland aus der Perspektive einer schwarzen Frau ist.”
"Anderen wurde es schwindelig", Ausstellungsinterview / Patrice Poutrus
“Patrice Poutrus ist Historiker. Er war Funktionär in der FDJ, er hat den Rassismus der DDR erlebt und den der Bundesrepublik, er hat in ‘Umkämpftes Asyl’ darüber geschrieben wie der deutsche Rassismus Asylpolitik wurde. In diesem Video erzählt er davon, wie er die Revolution 1989 erlebt hat, die für viele Schwarze Menschen, für Migrant*innen und deren Kinder und Enkel eine Zeit der Gewalt und der Unsicherheit eingeläutet hat. Das Interview ist Teil der Online-Ausstellung ‘Anderen wurde es schwindelig’, in der schwarze, migrantische, jüdische Menschen ihre Perpsektiven auf die 1989 und die Zeit danach zeigen.”
“Baseballschlägerjahre”, Christian Bangel / RBB
”Christian Bangel hat den Hashtag #baseballschlaegerjahre für die Zeit zwischen 1990 und 2000 gefunden, für das Jahrzehnt nach 1989, in dem Neonazis in Teilen Ostdeutschlands eine dominierende Jugendkultur und politische Kraft waren. Er hat diese Filmreihe initiiert, die diesem Phänomen nachspürt und seine Relevanz für die Gegenwart zeigt.”
Schulz ist bei der taz Co-Ressortleiter “Reportage und Recherche”. Sein preisgekröntes Stück “Wir waren wie Brüder” kann man hier nochmal lesen.
Hier bei Twitter.
/ / / Doreen Reinhard empfiehlt / / /
“Wo der Stahl brüchig wird”, Uwe Rada/taz
“Bei Besuchen in Eisenhüttenstadt staune ich jedes Mal. So viel DDR, die einem vertraut vorkommt, übriggeblieben und saniert. Aber eben auch ein Ort, an dem es nicht richtig vorwärts geht. Zum 70. Stadtjubiläum sind etliche spannende Beiträge erschienen, wie dieser taz-Report.”
“Eisenhüttenstadt”, Acht Eimer Hühnerherzen
“… einen Soundtrack gibt‘s auch, einen kleinen Eisenhüttenstadt-Hit, von der Band Acht Eimer Hühnerherzen.”
"Hoffen, hoffen, hoffen", Daniel Schulz / taz
“Und weil Corona dieses Jahr so enorm verändert hat, darf dieses Thema nicht fehlen. Erzählt am Beispiel der Gastronomie. Daniel Schulz war für die taz in der brandenburgischen Provinz unterwegs, beim Ehepaar Reichert, das mit ihrer Dorfgaststätte noch nie reich geworden ist und sich nun auch noch durch diese Krise kämpft.”
Reinhard ist freie Journalistin.
Hier ihre Homepage. Hier bei Twitter.
/ / / Wo ist der Bus? empfiehlt / / /
“Meine Wende”, ZDF
“Ich (Robert) fand die Idee und Umsetzung von ‘Meine Wende‘ ganz hervorragend: Dass sehr niedrigschwellig Menschen die Gelegenheit gegeben wurde, dort ihre eigene Geschichte einzusprechen. Dabei kamen ganz wunderbare, intelligente, interessante und witzige Podcasts heraus. Für mich hat das die Erfahrung der Wiedervereinigung deutlich greifbarer gemacht.”
Robert Wenzl ist ein Teil des Podcasts “Wo ist der Bus?”.
Hier bei Twitter – und hier @WoistderBus_Pod.
/ / / Einwende empfiehlt / / /
“Was mich ja immer freut: Wenn die Medienberichterstattung über Ostdeutschland kritisch thematisiert wird. In diesem Jahr haben dazu der MDR, Stefan Locke von der FAZ und der Deutschlandfunk spannende Beiträge veröffentlicht."
Silvio Schwartz gehört zum Team des Medienwatchblogs “Einwende”.
Hier bei Twitter – und hier @einwende.
/ / / Jeannette Gusko empfiehlt / / /
“Wendekinder in der Berliner Republik und Europa”, Adriana Lettrari, Christian Nestler, Jane Porath
“Müsste ich mich für eine Publikation entscheiden, so ist es der soeben veröffentlichte umfassende wissenschaftliche Beitrag zur Transformationskompetenz der Wendekinder aus dem Netzwerk 3te Generation Ost, namentlich von Adriana Lettrari, Christian Nestler und Jane Porath. Er heißt: ‘Wendekinder in der Berliner Republik und Europa: Eine etymologische, transdisziplinäre Exploration der Transformationskompetenz’ im Sammelband ‘Unsere Väter, unsere Mütter’ von Volker Benkert. Transformationskompetenz ist nun umfassend ergründet. Es geht jetzt darum, sie flächendeckend zu heben – in Führungspositionen in der Wirtschaft, im Gemeinwohl, Politik und Zivilgesellschaft sowie für mehr Vielfalt und Gleichberechtigung. Ein starkes und wichtiges Zukunftsnarrativ für Ost- wie Westdeutschland, gerade auch mit Blick auf die Bundestagswahl. Auch die Einheitskommission nennt Transformationskompetenz und die Erhöhung des Anteils ostdeutscher Führungskräfte ausdrücklich und nicht zufällig.”
“Buchpremiere ‘Die Gesellschaft der anderen’”, Jana Hensel, Naika Fourotan, Robert Habeck
“Genossen habe ich auch die Diskussion zum neuen Buch von Jana Hensel (Ost) und Naika Fourotan (Migration) ‘Die Gesellschaft der Anderen’ mit Robert Habeck (West). Im Gespräch prasseln die unterschiedlichen Perspektiven aufeinander, einiges kann geklärt werden, anderes nicht. In jedem Fall hinterfragen die beiden Autorinnen die westdeutsche Norm anhand vieler zeitgenössische Beispiele und reißen hierbei auch eine der größten Fragen unserer Zeit, wie gesellschaftlicher Zusammenhalt gestärkt werden kann, an.“
Studie: Soziale Integration ohne Eliten?, DEZIM
“Als letztes empfehle ich die neue Studie zu ostdeutschen Eliten, ebenfalls durchgeführt und veröffentlicht vom Deutschen Zentrum für Integrations- und Migrationsforschung. Der langjährige Kooperationspartner des Netzwerks 3te Generation Ost veröffentlichte unter dem Titel "Teilhabe ohne Teilnahme" einen wirklich spannenden Beitrag zur Elitenrepräsentation Ostdeutscher und Migrant*innen in der liberalen Demokratie. Wie wirkt sich das Defizit, sich nicht selbst zu regieren oder zu führen auf das Gefühl von Agency und Bürger*Innensein aus? Wie werden Affirmative-Action-Maßnahmen bewertet? “
Jeannette Gusko ist DACH-Geschäftsführerin bei “Go Fund Me” und Mit-Initiatorin von “Wir sind der Osten”.
Hier bei Twitter – und hier @wsdosten.
/ / / Axel-Wolfgang Kahl empfiehlt / / /
Simon vs. Markovits
“Der Schlagabtausch zwischen dem Rechtstheoretiker Dieter Simon und der Rechtshistorikerin Inga Markovits über ihr aktuelles Werk ‘Diener Zweier Herren: DDR-Juristen zwischen Recht und Macht’ bietet einen aufschlussreichen Blick auf das nach 30 Jahren weiterhin brisante Thema, wie die Rechtsordnung und darin die Rechtswissenschaftler:innen der DDR zu beurteilen seien. Auf ihrem Werk und Thesen anknüpfend wird sich in der DDR- und Transformationsforschung zeigen – und hierüber gottlob in der breiteren Öffentlichkeit – ob die DDR-Jurist:innen in den 1980er Jahren womöglich weitaus weniger ideologisch belastet waren als andere Professionen. Mit Blick auf die Abwicklungen der rechtswissenschaftlichen Sektionen 1990 und die weitgehende Ausgrenzung des juristischen DDR-Personals aus Hochschulen und Gerichten – nicht aber als Rechtsanwält:innen! – wirft das möglicherweise neue Forschungsfragen nach den Evaluationspraktiken im Einigungsprozess auf. “
Kahl ist Historiker an der Uni Potsdam und forscht zur Transformation ostdeutscher Hochschulen.
Hier bei Twitter.
// In eigener Sache
Hier kann man sich in die #ownsx-Austauschbörse eintragen:
– Das Motto für mehr andere journalistische Perspektiven für alle Redaktionen ist: “Suche Ost, biete West” oder “Suche West, biete Ost”.
Und klar, ne, gerne weitersagen!
So. Habe ich was vergessen? Soll was Bestimmtes mit rein?
Dann los: mail @ ostwestnordsuedx.de
Folge 26 des #ownsx-Newsletters erscheint am 11. Januar.
Kommen Sie gut rüber. Auf ein Neues!
Wer sich in die Newsletterliste eintragen will, bittschön, das geht hier:
… und natürlich gerne weitererzählen, danke!