ownsx // folge 3
Hallo zur neuen Runde!
Jetzt wird wohl sogar die Bundeszentrale für politische Bildung – mit ihrem Thüringer Chef Thomas Krüger an der Spitze – eine Filiale in Ostdeutschland aufmachen. Und ein deutsch-deutsches Austauschprogramm “Deutschland im Gespräch”, angeleiert von der Bundesregierung (und inspiriert von Zeit Online?), gibt es auch. Huch, was dreht sich dann wohl noch alles?
Hier noch mal fix zwei Sätze zur Erklärung:
Der Newsletter von ostwestnordsuedx zieht alle zwei Wochen einen Strich – und packt Beiträge rund um Ost/West zusammen, die in den +/-14 Tagen zuvor aufgefallen sind. Damit sich nicht alles versendet. Als eine Art temporäres Archiv.
Sukzessive gibt es hier auch alles zur entstehendenen Arbeitsplatztauschplattform für Journalist:innen ostwestnordsuedx.de. (Was das ist? Womit alles anfing? Wer dahinter steckt? Steht hier und hier und hier. ) Aktueller Stand der Dinge: Start ist im ersten Quartal 2020.
Und jetzt eine frische Ladung aus den Kategorien Lesen // Sehen // Hören // Machen.
Los geht’s:
// Lesen
Analyse von Anne Fromm: “Wenn überall das gleiche steht”, taz
– Eine ostklischeebeladene 37°-Doku im ZDF, die Mitteldeutsche Zeitung nun in Hand von Bauer, Funkes Rundkauf in Thüringen: Fromm packt aktuelle Medienbranchenereignisse zum Thema mal in eine krachende Kritik …
… und dazu passend bietet sich an: das detaillierte Hintergrundstück über “Die Treuhand und die Privatisierung der DDR-Presse” aus der ApuZ 35-37/2019 der Bundeszentrale für politische Bildung.
Gastbeitrag von Tom Buhrow: “Die ARD ist ein ziemlich westdeutscher Verein”, Welt am Sonntag
– Wenn zwei Senderverantwortliche binnen kürzester Zeit öffentlich sagen, dass sie sich um eine bessere Ost-West-Ausgewogenheit im eigenen Haus kümmern wollen, kann man nur konstatieren: Vor einem Jahr hat man das so noch nicht gehört.
Hier also Beispiel 1, Buhrow in der Welt am Sonntag:
Die ARD ist ein ziemlich westdeutscher Laden. Es ist an der Zeit, am Gleichgewicht zwischen West und Ost zu arbeiten. Dazu können Struktur- und Standortfragen gehören, mit Sicherheit aber das Programm. Wir haben verstanden, dass das gesamte Land und seine Menschen – inklusive Erfolgsgeschichten – sich bei uns wiederfinden will und muss, gerade im Netz und auch zur besten Sendezeit.
… und hier, Beispiel 2, ein Auszug aus einer Zeit-Gesprächsrunde,
in der ZDF-Chefredakteur Peter Frey schon im Dezember das hier sagte:
Essay von Sabine Rennefanz: “Der menschliche Makel”, Berliner Zeitung
– Über eine “spezifisch ostdeutsche” Form von Einsamkeit erzählt Rennefanz in diesem persönlichen Stück, ausgehend von der Stadt, in der sie einst Abitur machte: Eisenhüttenstadt. Sie schreibt:
“Ich hätte mich zu DDR-Zeiten nie als Ostdeutsche bezeichnet. Ich weiß nicht, ob es den Begriff überhaupt hab. Ostdeutschland ist ein Ort, der nach 1990 entstanden ist. Er wurde konstruiert, von westdeutschen Intellektuellen […].”
Kommentar von Georg Mascolo: “Es ist Zeit für die Aufarbeitung der Aufarbeitung”, SZ
– Mascolo nimmt den Jahrestag der Stasizentralen-Erstürmung am 15.1. zum Anlass, um für einen differenzierteren Blick auf die Beurteilung von IMs zu werben (Stichwort Holger Friedrich), zu recherchieren, was aus Ost-CDU und SED wurde:
So widerlegt der Streit um die Stasi-Akten das heute gern bemühte Narrativ, dass der Westen dem Osten in allen Bereichen seine Regeln und Vorstellungen aufgezwungen habe. Ja, das stimmte zu oft, aber in der entscheidenden Frage des Umgangs mit der Vergangenheit war es genau andersherum.
Wissenschaftler auf Ost-Tour, Spiegel / Tagesspiegel
– Gibt mehrere Stücke und Perspektiven zu diesem Projekt, hier mal zwei:
Der Spiegel: ”Die Grenze war offen – und dann?”
Tagesspiegel: “Was Dorfkinder wirklich brauchen”
Und jetzt zum Sport: “DDR-Vorzeigeclub Weißwasser”, NZZ
– Den Strukturwandel einer Region am Beispiel eines Eishockeyclubs erzählen: hat Stefan Osterhaus für die NZZ hier aufgeschrieben.
Bücherliste: “Das Thema Wiedervereinigung in Romanen”, Perlentaucher
– Die Kolleg:innen von Perlentaucher haben eine ziemlich ausführliche einschlägige Leseliste zusammengestellt – momentan mit 62 Titeln. Hier kann man gleich mal anfangen.
// Sehen
TV-Graphic-Doku: “1989: Lieder unserer Heimat”, Glücklicher Montag/MDR
– Der Comiczeichner Schwarwel hat eine autobiographisch inspirierte Musik-Ostpunk-Doku geschaffen – jeder Song ein Kurzfilm übers Leben in der DDR, das legendäre Konzert in der Zionskirche und die friedliche Revolution. Alle zusammen hintereinander liefen sie (schon 11/2019) im MDR , hier alle einzeln auf der Seite der Animations-Agentur Glücklicher Montag.
Ich scheiß drauf, wo ich alles mit muss
Ich hab Melodie und Rhythmus
Ich bin ein Ostpunk, immer gegen den Strom
Mein Staat ist die Sonne – ich ein AtomDazu gibt es eine eigene Homepage sowie ein mit erstklassigen Autor:innen (Robert Feustel, Arndt Gintzel, Petra Köpping, Peter Wensierski, Andreas Platthaus et al.) besetztes Begleitbuch.
DDR-Privatfilme: Open Memory Box
– In dieser “größten Digitalsammlung von DDR-Schmalfilmen” findet sich wirklich alles: DDR-Alltag von den 40ern bis in die 90er, von “Zelten” über “Ostsee” bis zu “Gartenarbeit”.
Überblickskarte: “Neue Moscheen in Deutschland”, Zeit Magazin
– In Erfurt wird seit gut einem Jahr eine gebaut. Hier alle auf einen Blick.
Photoband: “Tagesvisum Ost-Berlin”
– Der Photograph Udo Hesse lebte in West-Berlin, in den Achtzigern photographierte er im Ostteil der Stadt – aber seine Filme wurden beschlagnahmt. Einige Negative tauchten 2007 in seiner Stasi-Akte wieder auf. Jetzt sind sie als Buch erschienen. Hier kann man sich durch einige der s/w-Photos scrollen, hier eine Rezension in der taz. (Hartmann Books 2019, 104 Seiten, 29 Euro)
”Go, Trabi, Go”, FAZ-Rezension
– Bert Rebhandl lädt aktuell dazu ein, sich den Film noch einmal anzuschauen – und ordnet ihn ein in andere Filme über DDR-Geschichte.
// Hören
"Ich hatte keine Privatsphäre” (29 Minuten)
– Er war der “Stern”-Korrespondent in der DDR: Dieter Bub erzählt von seinen Reporterjahren 1977-1983 im Osten.
“Die Ost-West-Migrantin” (60 Minuten)
– Sabine Friedrich verließ die DDR im November 1989 – 30 Jahre später setzt sie sich mit ihrer Doppel-Identität auseinander: Das Feature von Sebastian Friedrich läuft am 28.1., 20 Uhr, bei NDRKultur.
NACHTRAG, 27.1., 13 Uhr
Lakonisch elegant: “Wenn der Osten ruft” (48 Minuten)
– Das natürlich noch: Das LE-Duo Christine Watty und Johannes Nichelmann spricht in der aktuellen Ausgabe ihres DLF-Kultur-Podcasts über “neue und alte Narrative aus der Zone” – u.a. mit Broka Herrmann, der die viel diskutierte 37°-Doku gemacht hat (siehe auch Anne Fromms Kritik oben unter “Lesen”), Hörfunk-Kollegin Silke Hasselmann, Josa #wirimosten Mania-Schlegel (Krautreporter, aktuell bei Zeit im Osten) und Kommunikationswissenschaflerin Mandy Tröger (die etwa den ausführlichen APuZ-Text geschrieben hat, der ebenfalls oben unter “Lesen” auftaucht)
// Machen
Spiel: “Stasi raus“
– Zugegeben: Selbst noch nicht gespielt, aber das Team von “Playing History” hat am Jahrestag des Sturms auf die Stasi-Zentrale das Kartenspiel “Stasi raus – es ist aus” veröffentlicht. Und zwar zusammen mit einem immensen Beilagentrumm: 83-Seiten der Stasi-Unterlagen-Behörde. Hier ein Interview mit dem Macher im DLF und hier schon mal die Spielregeln:
Ausstellung: “Abschied und Anfang. Ostdeutsche Portraits 1989-1990”, Berlin
- Photographien von Stefan Moser im Berliner Bröhan-Museum – noch bis 19. April.
Bühne: “Hasta la Westler, Baby”, Deutsches Theater
– Ja, schon wieder Berlin, sorry. Aber Jürgen Kuttner und Tom Kühnel haben eine deutsch-deutsche Musik-Story geschrieben – ausgehend vom legendären “Titanic”-Cover “Zonen-Gaby im Glück”. Premiere war am 24.1., weitere Termine hier.
Job: „Die DDR und Ostdeutschland in den digitalen #Medien"
– Promotionsstelle am Leibniz-Zentrum für Zeithistorische Forschung ZZF (Bewerbungsschluss 9.2.).
// Und der Rausschmeißer
Die Bundestagsreden-Suchmaschine
– Kollege @ostsender hat mal angefangen – mit diesen Begriffen hat er das Zeit-Online-Datendings gefüttert:
So. Hamwa was vergessen? Soll was Bestimmtes mit rein?
Dann los: mail @ ostwestnordsuedx.de
Folge 4 des Newsletters kommt in zwei Wochen – bis dahin fröhliche Tage.
Wer sich in unsere Newsletterliste eintragen will, bittschön, das geht hier:
… und natürlich gerne weitererzählen, danke!