ownsx // folge 5
Es gibt so viel anderes mehr da draußen gerade.
Aber hier kommt das aktuelle Bündel an Ost/West-Beiträgen. Mit Thüringen. Den Folgen. Neuen Analysen. Und anderem.
Hier noch mal fix zwei Sätze zur Erklärung:
Der Newsletter von ostwestnordsuedx zieht alle zwei Wochen einen Strich – und packt Beiträge rund um Ost/West zusammen, die in den +/-14 Tagen zuvor aufgefallen sind. Damit sich nicht alles versendet. Als eine Art temporäres Archiv.
Sukzessive gibt es hier auch alles zur entstehendenen Arbeitsplatztauschplattform für Journalist:innen ostwestnordsuedx.de. (Was das ist? Womit alles anfing? Wer dahinter steckt? Steht hier und hier und hier. ) Aktueller Stand der Dinge: Start ist im ersten Quartal 2020.
Und jetzt aus den Kategorien Lesen // Sehen // Hören // Machen.
Voilà:
// Lesen
Eine unübersehbare Folge des Thüringen-Schlamassels: die Frage, wie die CDU ihre Haltung zur Linken einsortieren muss-kann-soll.
Kommentar von Matthias Meisner: “Nun kann nur noch Angela Merkel helfen”, Tagesspiegel
– Meisner holt gründlich aus in seiner Herleitung zum Sollen-wir-Sollen-wir-nicht-Hickhack – und fängt an bei der alten Rote-Socken-Kampagne 1994 im Bundestagswahlkampf, als “der damalige CDU-Generalsekretär Peter Hintze die Rote-Socken-Kampagne startete” und auch damals übrigens Thema: Tolerierung einer Minderheitsregierung.
Analyse von Anja Maier: “Vergiss mich nicht!”, taz
– Über die Vergangenheit der Ost-CDU vor der Wende als SED-stützende Blockpartei, den “Brief von Weimar”, die Rolle von Christine Lieberknecht für die Landes-CDU – und wieso das alles die Nummer in Thüringen noch mal neu erklärt: alles in diesem tollen Stück von Anja Maier. … Ramelows Lieberknecht-Vorschlag kam übrigens erst danach.
Interview mit Thorsten Holzhauser: “Linke als Gefahr: Diktum der CDU bröckelt”, heute.de
– Der Historiker dröselt auf, weshalb Bündnisse zwischen CDU und Linken in ostdeutschen Kommunalpolitik als “Konsens der Demokraten" gilt wie die Linke die eigene Vergangenheit aufgearbeitet hat:
In dieser Hinsicht gibt es Licht und Schatten. Das gilt aber auch für CDU und Liberale, die ja ebenfalls eine Vergangenheit in der DDR hatten und vier Jahrzehnte lang zum "Demokratischen Block" der SED gehörten.
Auf Linke zugehen: auch Christian Grimm von der “Augsburger Allgemeinen” findet, dieser Schritt der CDU ist überfällig.
Und mit jedem neuen Protagonisten auf der Post-Thüringen-Bühne kommt eine neue Positionsanalyse dazu, wie hier von “Zeit”-Kollege Machowecz:
Analyse von Sabine Rennefanz: “Christine Lieberknecht: ein unerwartetes Comeback”, Berliner Zeitung
– Die Volte von Bodo Ramelow ist natürlich längst Schnee von gestern, aber das Stück von Sabine Rennefanz zeigt noch einmal deutlich, wie sich Lieberknecht etwa von Mohring unterscheidet – und liefert mehr über die Historie der Thüringer CDU.
… und danach direkt …
Mohring-Portrait von Martin Machowecz: “Die CDU verliert ein politisches Talent”, Die Zeit
- Zum Rücktritt vom Thüringer CDU-Chef Mike Mohring bilanziert Machowecz:
”[Er ist] auch einer sein, der dem Westen den Osten nahebringen kann. Und was benötigt man in diesen Zeiten der Ost-West-Entfremdung mehr?”
Kommentar von Christian Bangel: “Kommt ein Westmann mit einem Plan”, Zeit Online
– Dieser Westmann, das ist Friedrich Merz. Ausgehend von einer Rede von vor 20 Jahren, in der Merz über Nazis redet, eher: versucht, über Nazis zu reden, erklärt Bangel die Verbindung aus Merz und Ost-CDU: “Er ist bei vielen ostdeutschen CDU-Funktionären beliebt, aber vor allem, weil er das Gegenteil von Angela Merkel zu verkörpern scheint” – ein “kolossales Missverständnis”.
Noch ein Personalwechsel: der Ostbeauftragte
– Für den Überblick, hier eine Reihe Beiträge – vor allem Interviews – zu Marco Wanderwitz’ Amtsantritt:
Berliner Zeitung: “Mit Rechtsradikalen diskutiere ich nicht”
Zeit Online: “Mir hat keiner angedroht, mir den Kopf abzureißen”
RND: “Nach Rechtsaußen klarer Kante zeigen"” + “Linke trägt Mitschuld am Aufstieg der AfD”
Tagesschau24.de: “CDU ist als Ganzes eine Werteunion”
MDR aktuell: “Wie weiter in Thüringen, Herr Wanderwitz?”
Zu Wanderwitz’ Forderung nach mehr Ostdeutschen in Führungspositionen hier eine ifo-Studie aus dem Herbst 2019 zu Ost/West-Erwerbsbiographien und ein Kommentar aus der Thüringischen Landeszeitung.
Essay von Jana Hensel: “Lasst die Party ausfallen!”, Die Zeit
– Die Feierbarkeit vom Mauerfall steht außer Frage – bei den anstehenden Jubiläumsrunden zur Wiedervereinigung sieht’s schon anders aus. Jana Hensel analysiert, woher’s kommt und schlägt eine Alternative vor. Ihre Stimmung:
Ich will ehrlich sein: Die Fotografien, die es von der Wiedervereinigung gibt, strahlen für mich nicht die erhabene Schönheit der Bilder von 1989 aus. Bei ihrem Anblick sind mir noch nie die Tränen gekommen.
Buch: “Die Mauergesellschaft”
– Untertitel: “Kalter Krieg, Menschenrechte und die deutsch-deutsche Migration 1961-1989). Das 1026-Seiten-Trumm von Frank Wolff ist schon im Herbst bei Suhrkamp erschienen, hier kann man reinhören, was er erzählt.
// Sehen
Kommentar zur Thüringenkrise, Tagesthemen
– MDR-Kollege Tim Herden diagnostiziert Kalte-Krieg-Logik bei der CDU. Ist allerdings vom 22.2., kann also schnell überholt sein.
Berlinale-Rückblick I: “Adoption”
– 1975, erster Bär für eine Frau, erster Bär für einen Film aus einem Land hinterm Eisernen Vorhang: an Regisseurin Márta Meszáros. Hier ein Ausschnitt:
Berlinale II: “Jakob der Lügner”
– Das erste Mal, dass Filme aus der DDR eingeladen waren – und die Jurek-Becker-Verfilmung “Jakob der Lügner” von … gewann den “Silbernen Bären”. Beim RBB gibt’s genau dazu einen kleinen aber feinen Beitrag im Rahmen von “Schicksalsjahre einer Stadt”:
Kinofilm: “Was gewesen wäre”
– Dieser Ost-West-Liebesgeschichte über Loyalitätsfragen zwischen System und Partnerschaft, für die Christiane Paul gerade in den USA ausgezeichnet wurde, widmet Spiegel Online nun einen ausführlichen Text:
“Sie rechnet es [Regisseur] Florian Koerner von Gustorf hoch an, so sagt sie später, dass sein Film ‘den Osten nicht bewertet’. Sondern einfach darstellt, was alles war. Das sei im Kino eine Seltenheit, sagt Paul."
Naja, die Einsortierung unter “Sehen” ist halb Mogelpackung, halb Hoffnung, sorry – der Film lief schon im November im Kino (hier vielleicht bei Gelegenheit mehr Infos über weitere Ausstrahlungen) – aber es gibt Abhilfe: die Romanvorlage von Gregor Sander. Hier trotzdem der Trailer:
// Hören
"Warum die Zeit aus dem Osten berichtet” (WDR 5, 10 Minuten)
– … was, mit Verlaub, ein selten absurder Titel ist, lieber WDR. Zeit-Ost-Redaktionsleiter Martin Machowecz plädiert im Interview unter anderem für mehr Journalist:innen mit Ost-Biografie.
”Berliner Zeitung: Neue Antworten?” (DLF, 5 Minuten)
– Die Nicht-mehr-ganz-Neu-Verleger des Berliner Verlags Holger und Silke Friedrich trafen sich vergangenen Montag mit Jakob Augstein vor Publikum in der Berliner Volksbühne. Neben den Zeitungsplänen ging’s auch um Friedrichs Ost-Identität – die Augstein mit Friedrichs Karriere offenbar schwer unter einen Hut bringen konnte:
”Ende der Tele-Tips” (WDR2, 4 Minuten)
– Nochmal in alte DDR-TV-Werbung der 1960er und 1970er reinhören? Geht hier. Wurde dann eingestellt, aus offensichtlichen Gründen.
“Einst DDR-Fernsehen, heute Theater” (DLF, 15 Minuten)
– Die Rede ist von Berlin-Adlershof, von dem Ort, von dem aus die “Aktuelle Kamera” gesendet wurde. In diesem DLF-Beitrag von Thomas Klug kommt man übers ganze Gelände der DDR-Fernsehproduktion. Unter anderem mit Kathrin Schülein, die nun ein Theater dort aufgebaut hat.
// Machen
Ausstellung bestellen: “Umbruch Ost”
– 23 Plakate, die die deutsche Geschichte 89/90 zeigen – von Bundesstiftung Aufarbeitung, NDR, Statista, entwickelt vom Historiker Stefan Wolle. Start der bundesweiten Ausstellung ist der 18.3., bestellt werden können sie ab heute, 24.2. Didaktisches Begleitmaterial für Schulen gibt’s auch.
Am 23.2. nach Erfurt fahren: zur “Wir sind der Osten”-Diskussionsrunde
– Es ist der Auftakt zu einer ganzen Reihe an Veranstaltungen – wer am Mittwoch in der super besetzten Runde dabei ist und alles zum Was-Wann-Wo steht hier.
// Und der Rausschmeißer
Neumann – 2 x Klingeln (36 Minuten)
– Die Folge der 13 Jahre laufenden Hörspielserie, die der WDR dankenswerterweise aktuell zur Verfügung stellt, heißt ausgerechnet: “Aschermittwoch”. Eine gute halbe Stunde lang wird nochmal zurückgespult (der WDR erklärt’s für Wessis mit Verweisen auf Lindenstraße und Familie Hesselbach; und noch mehr Wissen über DDR-Hörspiele gibt es hier. )
So. Hamwa was vergessen? Soll was Bestimmtes mit rein?
Dann los: mail @ ostwestnordsuedx.de
Folge 6 des Newsletters kommt in zwei Wochen – bis dahin bessere Tage.
Wer sich in unsere Newsletterliste eintragen will, bittschön, das geht hier:
… und natürlich gerne weitererzählen, danke!