ownsx // folge 7
Liebe alle,
das Wichtigste zuerst: Ich hoffe, Sie und alle um Sie herum sind wohlauf und bleiben es – und ich wünsche gute Nerven und alle nötige Energie für diese wilden Wochen und Monate.
Und da klar sein dürfte, dass wir uns auf einen Marathon einstellen müssen: Für mich ist wichtig, in dieser aktuellen, neuen “Normalität” den Blick für alle anderen Themen nicht zu verlieren, die nicht direkt Covid19-verwandt sind.
Drum wird es diesen #ownsx-Newsletter natürlich weiter geben.
Was den Rest angeht, der eigentlich dahinter steckt: Alles wird erstmal neu!
Und zwar das:
Hier noch mal fix zwei Sätze zur Erklärung:
Der Newsletter von ostwestnordsuedx zieht alle zwei Wochen einen Strich – und packt Beiträge rund um Ost/West zusammen, die in den +/-14 Tagen zuvor aufgefallen sind. Damit sich nicht alles versendet. Als eine Art temporäres Archiv.
Was die geplante Arbeitsplatztauschplattform für Journalist:innen auf ostwestnordsuedx.de (Was das sein soll? Womit alles anfing? Wer dahinter steckt? Steht hier und hier und hier. ) angeht: tja, wirklich komplett überflüssig momentan, logo.
Eigentlich sollte das Dings in diesen Tagen live gehen, aber ich habe erst einmal pausiert vor ‘ner guten Woche – und nun beschlossen, die Idee der neuen Lage anzupassen. Weil: Neue Formen von Austausch werden wir in unserer Branche in der kommenden Zeit erst Recht brauchen, Stichwort eingeschränkte Mobilität.
Also: Ich bastele im Hintergrund, mal schauen, wie schnell es geht!
Und jetzt aus den Kategorien Lesen // Sehen // Hören // Machen.
Voilà:
// Lesen
Fangen wir an, ja, ja, mit einer Runde zu Corona – die Ost-Perspektive hatte die Bundeskanzlerin in ihrer Ansprache selbst thematisiert:
– Kolumne: “Corona und der Mauerfall” von Sabine Rennefanz in der Berliner Zeitung. “Nach 1990 stand das Leben vieler Ostdeutscher Kopf. Was kann man aus den Erfahrungen von damals für heute lernen?”, fragt sie etwa.
– Essay von Jana Hensel: “Wenn wir unsere Freiheit lieben, müssen wir jetzt auf sie verzichten”, Zeit.
– Ein Appell von Robert Ide: “Die Wendeerfahrungen der Ostdeutschen helfen in der Krise”, Tagesspiegel.
– Kommentar von Thomas Vitzthum: “Dass eine Ostdeutsche dieses Land führt, ist ein Glücksfall”, Welt.
– Interview mit Thomas Begrich: “Wie man Verschwörungstheorien zum Coronavirus enttarnt”, MDR. Zur Frage, wieso sie sich überhaupt verbreiten, sagt er, dass es auch vom “kulturhistorischen” Hintergrund abhänge: “Wir haben es in Ostdeutschland mit mindestens anderthalb Generationen zu tun, die Erfahrung haben, was es bedeutet, in einem Staat zu leben, der – kurz gesagt – als Diktatur agiert”, so der Sozialwissenschaftler.
30 Jahre letzte Volkskammerwahl, auch gebündelt:
– Erstmal die Wahlergebnisse, bpb-Nachdruck aus dem Neuen Deutschland.
– Aus dem einestages-Ressort: “Der Sieg der D-Mark”, Spiegel Online
– Über seine “Erinnerungen an die erste freie Wahl der DDR” hat Lothar Heinke im Tagesspiegel geschrieben.
– Auch das RND hat mit einem Zeitzeugen, einem Volkskammermitglied, gesprochen: “Eppelmann blickt mit Freude und Wehmut zurück”.
– “1990: Gebrannte Kinder”: Der “Freitag” ging auf die Suche nach den Mitgliedern der DDR-Bürgerrechtsbewegung - und wohin es sie nach der Volkskammerwahl verschlagen hat.
– Dazu passt dieses Lesestück der MDR-Zeitreise-Redaktion – über die letzte Sitzung des “Runden Tischs” am 12.3.1990.
– Interview mit DDR-Wahlleiterin Petra Bläss: “Ohne Frauen ist kein Staat zu machen”, Neues Deutschland.
– Kollege Tom Strohschneider hat Umfragen von damals und TV-O-Töne von (westdeutschen) Kommentatoren in einem Thread drüben bei Twitter zusammengetragen:
Analysen über den “Pressefrühling in der DDR”, MDR
– Wieso es damit 1990 so schnell wieder vorbei war, steht hier – und hier der 8-Minüter “DDR-Medienkontrollrat kann ostdeutsche Pressestimmen nicht schützen”. Unter anderem mit dem damaligen Zeitungsgründer Ingo Schulze. Ja, genau dem.
Aufsatz von Karl Schlögel: “Denken ohne Geländer. Dreißig Jahre nach der Wende”, Osteuropa
– Der Blick auf die Wendezeit sei ein “Arsenal” an Erinnerungen “zur Schärfung der Sinne” schreibt der Historiker in dem Aufsatz. Erschien zwar schon Ende 2019, aber erst jetzt hier vorbeizirkuliert dank des ausführlichen Piqd-Tipps von Keno Verseck, als erster Überblick zum Schlögelstück.
Bericht: “CDU-Vorsitzenden-Kandidat Röttgen lädt zur Ost-West-Debatte”, RND
– Ist noch aus einer anderen Ära, ja, aber: Röttgen hatte eine Diskussionsrunde organisiert, unter anderem mit Ex-Thüringen-MP Christine Lieberknecht und MdB Martin Patzelt. Es ging natürlich auch um den Linke/AfD-Äquidistanzbeschluss der Bundes-CDU. Röttgen wird hier so zitiert:
“Ich bin entschieden dafür, dass unsere Beschlusslage nicht geändert wird. Ich bin aber genauso entschieden dafür, dass unsere Politik nicht mit einer Beschlusslage begründet wird.”
Buch: “Guten Morgen, Du Schöner”, Greta Taubert
– Das Klischee vom “ostdeutschen Mann” hat Taubert gefuxt, für ihr Buch hat sie 19 davon getroffen. Hier die MDR-Rezension, hier 22 Minuten Interview mit ihr, auch im MDR, hier im Freitag (Aufbau, 249 Seiten, 20 Euro).
Und wer nochmal in die Inspiration “Guten Morgen, Du Schöne” von Maxie Wander aus dem Jahr 1977 reinlesen (das Buch bei Suhrkamp) oder reinhören (die Tonbandaufnahmen auf Youtube) möchte …
Buch: “Stern 111”, Lutz Seiler
– Er hat dafür den Preis der Leipziger Buchmesse gewonnen, drum hier ein paar Rezensionen: Das hier schreibt Anja Maier in der taz – hier Ijoma Mangolds Kritik in der Zeit – hier in der SZ – in der FAZ – im MDR // MDR Kultur – in der NZZ (Suhrkamp, 528 Seiten, 24 Euro).
Buchauszug: “Ja, ich bin ostbewusst”, Valerie Schönian
– Auf “Ostbewusstsein”, das neue Buch der Zeit-im-Osten-Redakteurin, hatten wir hier schon in der vorigen Folge hingewiesen – aber in der Zeit gab’s nun ein Kapitel zum Vorablesen, steht vor der Paywall online (Piper, 226 Seiten, 16 Euro. Erscheint am 16.3.).
Buch: “Wie Frau Krause die DDR erfand”, Kathrin Aehnlich
– Hier die Rezension beim ND (Kunstmann, 175 Seiten, 18 Euro).
Buch: “1000 Serpentinen Angst”, Olivia Wenzel
– Ein Roman über die Erfahrung, als afrodeutsches Kind in der DDR aufzuwachsen, hier eine Rezension im ND (S. Fischer, 352 Seiten, 21 Euro).
Kinderbuch: “Alles nur aus Zuckersand”, Dirk Kummer
– Zwei Freunde, 70er-Jahre, Ost-Berlin – doch die Mutter des einen hat einen Ausreiseantrag gestellt. Danach ist alles anders. Ein Roman, der für 10 Jahre aufwärts empfohlen ist, den die Nicole Filbrandt gerne auf der Preisträgerliste des Jugendliteraturbuchpreises gesehen hätte – bei Spiegel Online erklärt sie, warum (aber Obacht, man muss ein bisschen runterscrollen) (Carlsen, 144 Seiten, 12 Euro).
// Sehen
Volkskammerwahl I: “Die ersten freien Wahlen in der DDR”, rbb
– Ist nur ein Minibeitrag von anderthalb Minuten – aber es ist der Originalstück von 1990 vom Tag danach. Natürlich vor allem mit Details zu Berlin und Brandenburg. Und Kamerafahrten per Autor durchs Berlin von vor 30 Jahren.
Volkskammerwahl II: “Die letzte DDR-Regierung oder wie man sich selbst abschafft”, MDR
– Ein 90-Minüter von Michael Erler, inkl. Stimmen aus dieser demokratisch gewählten Regierung: Lothar de Maizière, Markus Meckel, Sabine Bergmann-Pohl etc.
Volkskammerwahl III: “Die letzte Volkskammer der DDR”, NDR
– Ein Sechsminüter – Rückblick, klar.
TV-Doku: “Müssen Frauen alles können? Karriere, Kinder und Klischees”, MDR
– Noch ein Frauentagsnachtrag – eine halbstündige Doku vom MDR von Katrin Thomas und Tilo Gläßer:
TV-Doku: “Ein Stasi-Maulwurf bei der NSA”, arte
– Eine echte, verrückte Kalter-Kriegs-Spionagegeschichte – dauert eine knappe Stunde.
TV-Beitrag: “Fußball-Panorama”, MDR
– Ein Stück der Original-DDR-Sendung, acht Minuten lang.
Kinodoku: “Wagenknecht” von Sandra Kaudelka
– Gerade noch auf der Berlinale – und nun leider nicht im Kino. Aber hier ist der Trailer des Films von Regisseurin Sandra Kaudelka. Und hier ein Interview, das RadioEins-Kinomann Knut Elstermann auf der Berlinale mit ihr geführt hat. Vielleicht ja bald irgendwo zu sehen.
// Hören
“Heute vor 48 Jahren: neues Abtreibungsgesetz in der DDR” (SRF, 3 Minuten)
– “Ein für die damalige Zeit bemerkenswert modernes Gesetz”, ist die Schlussfolgerung der Schweizer Kolleg:innen.
“Vor 60 Jahren startete 'Der Schwarze Kanal'” (DLF, 5 Minuten)
– Ansatz der DDR-Sendung: eine kritische Analyse der “Westmedien”. Und die “medias res”-Kolleg:innen erzählen nun zum Startjubiläum die Geschichte dahinter.
“Zwischen Stasi und Systemkritik: DDR-Fotograf Christian Borchert” (DLF Kultur, 15 Minuten)
– 20 Jahre nach seinem Tod erschien nun eine Biografie – hier ein Gespräch mit dem Autor, dem Kunsthistoriker Bertram Kaschek. Und hier nochmal ein Blick in die Borchert-Ausstellung im Dresdner Kupferstichkabinett, die bis Anfang März lief.
"Feindbild Ostmann” (SWR2, 44 Minuten)
– In dieser Diskussionsrunde tauschen sich die Journalistin Greta Taubert (siehe Bücherliste oben), Schriftsteller Ingo Schulze und Ines Geipel, Ex-Leichtathletin und Professorin für Verssprache an der Ernst Busch, zum Thema aus.
// Machen
Die Umfrage der TU Dresden ausfüllen: “Mobilität während Corona”
– Die zentrale Frage: “Welchen Einfluss hat Corona auf Ihr Mobilitätsverhalten?”. Dahinter steckt die Professur für Verkehrspsychologie, dauert ca. 15-20 Minuten. Mitmachen? Hier entlang.
// Und der Rausschmeißer
Ein Corona-und-das-Ökosystem-Meme
– Weil im stillgelegten Venedig die Schwäne zurück sind, wurden nun auch Delphine im Wienfluss und in der Spree gesichtet – und das hier in der Landeshauptstadt Mecklenburg-Vorpommerns:
So. Hamwa was vergessen? Soll was Bestimmtes mit rein?
Dann los: mail @ ostwestnordsuedx.de
Folge 8 des Newsletters kommt in zwei Wochen – bleiben Sie gesund, bitte. Passen Sie gut auf sich auf.
Wer sich in unsere Newsletterliste eintragen will, bittschön, das geht hier:
… und natürlich gerne weitererzählen, danke!