ownsx // folge 8
Liebe alle,
geht es Ihnen den Umständen entsprechend? Ich hoffe sehr, Sie gesund anzutreffen, mit Sorgen, die nicht zu sehr ans Eingemachte gehen. Oder zumindest mit genug Kraft und Glück für diese Wochen und Monate.
Und nach wie vor gilt: Alle anderen Themen bleiben genauso relevant wie vor der Corona-Pandemie; auch wenn es existentiell jetzt erstmal um anderes geht.
Heißt: Es wird diesen #ownsx-Newsletter weiter geben. Und wie Sie sehen, auch nicht covid-19-frei. Aus Gründen, siehe unten.
Was den Rest angeht, der eigentlich dahinter steckt:
Hier noch mal fix zwei Sätze zur Erklärung:
Der Newsletter von ostwestnordsuedx zieht alle zwei Wochen einen Strich – und packt Beiträge rund um Ost/West zusammen, die in den +/-14 Tagen zuvor aufgefallen sind. Damit sich nicht alles versendet. Als eine Art temporäres Archiv.
Was die geplante Arbeitsplatztauschplattform für Journalist:innen auf ostwestnordsuedx.de (Was das sein soll? Womit alles anfing? Wer dahinter steckt? Steht hier und hier und hier. ) angeht: tja, wirklich komplett überflüssig momentan, logo.
Eigentlich sollte das Dings in diesen Tagen live gehen, aber ich habe erst einmal pausiert vor ‘ner guten Woche – und nun beschlossen, die Idee der neuen Lage anzupassen. Weil: Neue Formen von Austausch werden wir in unserer Branche in der kommenden Zeit erst Recht brauchen, Stichwort eingeschränkte Mobilität.
Also: Ich bastele im Hintergrund, mal schauen, wie schnell es geht!
Und jetzt aus den Kategorien Lesen // Sehen // Hören // Machen.
Voilà:
// Lesen
Eine Runde Ost/West-Corona
– “Erinnert Sie das an früher?” Acht Protokolle von Menschen in der “Zeit”, die sich daran erinnern, wie leer oder voll die Supermarktregale in der DDR waren.
– “Wo haben Sie das denn her?”: “Zeit”-Interview mit der Ex-Stasiunterlagen-Beauftragten Marianne Birthler über die aktuelle Lage – und sie erzählt Martin Machowechz erstmal einen DDR-Klopapierwitz.
– Der Blick auf die Corona-Deutschlandkarte brachte sicher alle ein wenig ins Stutzen. Der Frage, wieso es in Ostdeutschland so wenig Fälle gibt, sind die Kolleg:innen von “Zeit im Osten” in “Einiges Corona-Land” nachgegangen.
– … und sie haben auch noch eine Reise von Ostseeküste bis Sachsen runtergerissen, um zu dokumentieren, wie es sich anfühlt, “Das leere Land”, in einer wieder einmal umwälzenden Phase. (Nachtrag, 6.4., 10 Uhr)
– “Zeitenwende” heißt die neue Serie der “Berliner Zeitung” von Sabine Rennefanz und Anja Reich. Letztere hat mit “Das Wunderjahr” den Anfang gemacht – es geht um 1990. Denn “Wie es ist, bleibt es nicht”.
– Und mal als Beispiel dafür, wie das geht, mit den ostdeutschen Alltagsperspektiven in der Berichterstattung, ganz normal halt: Sarah Ulrich war für die taz beim Leipziger Amazon-Lager.
Bericht: “Als sich Frankfurt und Leipzig zusammenfanden”, FAZ
– Zwei Nationalbibliotheken, die viel auf sich hielten – und 1990 schon begonnen, zu fusionieren. Und zwar vor der Wiedervereinigung. Am 5.4.1990 lag das erste Konzept vor. Super Geschichte der FAZ-Kolleg:innen Frank Scholze, Michael Fernau und Ute Schwens.
Bericht: “Echo an den Mauern in den Köpfen”, taz
– Wie sich die Teilung im Schulunterricht fortsetzt, hat Gemma Pörzgen für die taz aufgeschrieben.
Analyse: “Verweigerung einer Untersuchung”, Neues Deutschland
– Das Thema der Kultursoziologin Yana Milev sind die Umbrüche nach dem Ende der DDR, ihr Buch über das “Treuhand-Trauma” ist gerade erschienen. Fürs ND schlüsselt sie auf, was sie von der “Transformationsgesellschaft” hält und wieso Schweiz, Japan und Ostdeutschland für sie wie Inseln sind.
Studie: “Politische Partizipation in Ostdeutschland”, Universität Halle
– Der Politikwissenschaftler Everhard Holtmann hat den Aspekt schon im vergangenen Jahr für den Bundesbeauftragten für die neuen Länder untersucht (hier der Kurzbericht als PDF) – nun ist das Buch dazu bei Campus erschienen, Titel: “Die Umdeutung der Demokratie”. Wer sich parallel schon mal einlesen will, in der FAZ gab’s eine Rezension und hier bei der bpb einen aktuellen Bericht über einen Workshop, den Holtmann zum Thema veranstaltet hat.
Liebeserklärung: “Wie ich lernte, die Platte zu lieben”, Krautreporter
– Der Philosoph Matthias Warkus über das Image von Plattenarchitektur – und über Missverständnisse und Snobismus. Auch den eigenen.
Buch: “Das Atelier”, Uwe Tellkamp
– Tellkamp hat ein neues schmales Büchlein veröffentlicht, erschienen in Götz Kubitscheks rechtem Antaios-Verlag. Es geht um die Dresdner Wut. Hier mal eine Runde Besprechungen aus der Zeit, den DNN, der FAZ, der LVZ, auf Bayern2, im Freitag und bei MDR Kultur. Nochmal als Hintergrund: hier Ijoma Mangolds Portrait über den “Turm”-Bestseller-Autoren und seine völkisch-nationalistischen Ansätze aus der “Zeit”; hier Moritz Aisslingers Portrait über die Dresdner Buchhändlerin Susanne Dagen, deren Laden zu einer Art Salon der Rechten wurde – und die Tellkamps neues Buch nun herausgegeben hat.
… dazu passt auch:
Analyse: “Opfer im Widerstand”, Der Freitag
– Um eben diese Gemengelage zwischen Tellkamp, Kubitschek, Dagen und darüber, wie im Sinne einer Ost-Identität in Teilen der Kulturbranche die “Grenze nach rechtsaußen” verwischt, kümmern sich Fabian Bechtle und Leon Kahane in diesem ausführlichen Stück.
Buch: “Nochmal Deutschboden”, Moritz von Uslar
– 10 Jahre nachdem sein teilnehmendes Reportagebuch “Deutschboden” erschien, ist von Uslar nochmal nach Brandenburg gefahren. Rezensionen und Interviews gibt’s hier beim “Freitag”, bei DLF-Kultur, im NDR-Bücherjournal, in der taz. Und hier eine Leseprobe (KiWi, 336 Seiten, 22 Euro).
Buch: “Zu wandeln die Zeiten”, Markus Meckel
– Der letzte Außenminister der DDR hat mit “Zu wandeln die Zeiten” seine Autobiographie geschrieben, natürlich auch über die letzten Monate der DDR nach der ersten demokratischen Volkskammerwahl. Hier die Rezension von Christoph Dieckmann aus der “Zeit” (Evangelische Verlagsanstalt, 492 Seiten, 29,80 Euro).
// Sehen
TV-Doku: “Anarchie im Osten. Die letzten Monate der DDR”, ZDF
– Von Bürgerrechtler:innen über den “Kanal X” bis zur “Bunten Republik Neustadt”, einsortiert vom Kollegen und Historiker Peter Wensierski.
TV-Doku: “Alltag in Ost und West: Leben im geteilten Deutschland”, ZDF
– Dieser 45-Minüter dröselt auf, wie 40 Jahre Teilung das Alltagsleben geprägt haben. Auch diese Doppelperspektive hilft fürs bessere Verständnis. Und taugt prima, um Lücken zu füllen:
TV-Serie: “Kiezgeschichten”, MDR
– Sieben Folgen der DDR-Serie von 1987 mit Jenny Gröllmann und Günther Schubert hat der MDR wiederholt, ab Folge 3 sind sie noch online zu sehen.
TV-Doku: “Die verschwundene Heimat”, ARD
– Eigentlich wollte die Bundesstiftung Aufarbeitung diesen Film von Holger Metzner und Thomas Eichberg vor ein paar Tagen zeigen – und verwies stattdessen freundlicherweise noch einmal darauf, dass der 45-Minüter noch bis Ende 2020 in der ARD-Mediathek zu sehen ist.
Mitschnitt: Lesung mit Katja Oskamp, Spiegel
– Ihr “Marzahn, mon amour” ist ein Bestseller – Spiegel-Kollege Volker Weidermann hat sich eine Stunde mit ihr über ihren Roman und die “Geschichten einer Fußpflegerin” unterhalten: nachzuhören-schauen hier.
Fußballspiel: “BRD:DDR”, ARD
– Weil ja keine Spiele stattfinden, verlegen sich die Sportredaktionen auf Archivkram. Schon mal zum Vormerken der Livestream-Link: Die ARD-Sportschau zeigt am 12.4. die Begegnung BRD:DDR der WM 1974, inklusive Original-Kommentar (Ost! Am Mikrophon saß Sportreporter Heinz Florian Oertel). Der Trailer:
// Hören
“Endstation Gelbes Elend” (DLF, 5 Minuten)
– Zum 70. Jahrestag des Häftlingsaufstandes im Gefängnis Bautzen I – Platz war für 1000 Gefangene, 1950 saßen 6000 ein. Mitte März traten schon einige in Hungerstreik, am 31.3. dann der Aufstand. DLF-Stück von Doris Liebermann unter anderem mit Schauspieler Jochen Stern und Sven Riesel von der Stiftung Sächsische Gedenkstätten.
”Erste Jugendweihe in der DDR”, (WDR 2, 4 Minuten)
– “Weltall – Erde – Mensch”: Das Buch gab’s (meist) zu diesem Anlass. Dieses Jahr fällt die Jugendweihe wegen Corona aus, stattdessen einen Beitrag im WDR – und hier ein Stück dazu beim MDR.
“Die Mutter aller Ausnahmezustände” (DLF Kultur, 8 Minuten)
– Wie war das eigentlich damals mach dem Atomunglück in Tschernobyl? Die Historikerin Melanie Arndt erzählt im Interview von dem Umgang mit dem Ausnahmezustand in BRD und DDR.
”Lesekreis: 1000 Serpentinen Angst” (DLF Kultur, fortlaufend)
– In den nächsten Wochen lesen die Hörer:innen von DLF Kultur das Debüt von Olivia Wenzel “1000 Serpentinen Angst” über eine junge schwarze Frau und ihre Jugend in der DDR gemeinsam. Hier wird das Projekt vorgestellt – und hier lässt sich die erste Runde mit Frank Meyer und Wiebke Porombka nachhören. Diskutiert wird immer dienstags und freitags im Radio (nächste Folge Lesekreis: 7.4., ab 10.05 Uhr in der “Lesart”; und hier noch zum Abrunden eine Rezension bei WDR3).
“Meine Wende – unsere Einheit?” (ZDF-Podcast, bisher 25 Folgen)
– Diese Podcast-Serie auf der Basis von Erzählungen verschiedener Zuschauer:innen läuft übrigens immer noch.
“Wo ist der Bus?” (Podcast, bisher 3 Folgen)
– Robert Wenzl und Maximilian Werner, beide Jahrgang 1990, beide aufgewachsen in Thüringen, haben beschlossen, einen Podcast über Ostdeutschland, ostdeutsche Identitäten zu starten – und damit über ihre eigenen Perspektiven.
// Machen
Online-Ausstellung besuchen: “Wendejahre”, DDR-Museum
– Zum Durchscrollen: ein “exemplarisches Tagebuch” der Zeit zwischen 1989 und 1991, vom Berliner DDR-Museum (gefördert von Google).
Umfrage für eine Abschlussarbeit ausfüllen: “Esskultur und Identität in der DDR”
– Die Studentin Sophie Saunder sitzt gerade an ihrer Bachelorarbeit – und hätte ein paar Fragen. Wer sie unterstützen möchte mit Geschmackserinnerungen: hier entlang.
Den Kalender im Blick haben:
– Die Bundesstiftung Aufarbeitung bietet einen fortlaufenden Kalender mit thematisch einschlägigen Ereignissen – es sind Dutzende pro Datum. Und die Liste weitet den Blick.
// Und der Rausschmeißer
Das Objekt der Stunde
– Tagesspiegel-Kollege Robert Ide hat noch eine weitere Vorlage gefunden:
So. Hamwa was vergessen? Soll was Bestimmtes mit rein?
Dann los: mail @ ostwestnordsuedx.de
Folge 9 des Newsletters kommt in zwei Wochen – bleiben Sie gesund, bitte, passen Sie auf sich auf. Fürs Gemüt hilft das ganze Vitamin D draußen (mit den üblichen Regeln, logo). Und falls Sie es feiern: Schöne Ostertage, trotz allem.
Wer sich in unsere Newsletterliste eintragen will, bittschön, das geht hier:
… und natürlich gerne weitererzählen, danke!