ownsx // folge 128
In der Presseschau: Ost-Perspektiven nach Regierungsstart, AfD + Freie Sachsen, Studien zur Glaubwürdigkeit der Medien + Parteien im Lokalen, 100 Jahre Hannes Hegen, DDR-Kinderbücher, Kulturgutentzug
Schönen guten Tag –
ich hoffe, Sie sind gut durch die Regierungsstartwochen gekommen.
An dieser Stelle mal eine kleine Bitte: Liebe Leute, Kolleg/innen, Korrektor/innen, echt, könnte man jetzt ENDLICH mal die Formulierung “neue Bundesländer” weglassen? Gerade frisch gelesen in einem Portrait über den Ex-Ostbeauftragten Carsten Schneider, drum. 35 Jahre!
In der aktuellen Presseschau mit Blick auf die vergangenen 14 Tage: Ost-Perspektiven nach Regierungsstart, AfD und Freie Sachsen, Studien zur Glaubwürdigkeit der Medien und zur Verankerung der Parteien im Lokalen, 100. Geburtstag von Hannes Hegen, Kinderbücher aus der und über die DDR, Cannes-Wettbewerbsfilm “In die Sonne schauen”, die DDR-Verehrung Thomas Müntzers, Bundestags-Fachgespräch zu Kulturgutentzug in SBZ und DDR, 4 aktuelle Ausstellungen, neue Bücher, eine Preisausschreibung. Und mehr.1
Das Aufmacherbild zeigt diesmal ein Photo von Mahmoud Dabdoub – zu sehen in einer aktuellen Ausstellung in Leipzig, mehr siehe “Machen”.
Ach ja: Worüber haben wir hier eigentlich vor einem Jahr geredet?
Hier der Newsletter vom 20.5.2024.
Und wer bei Twitter ist, kann gerne vorbeischauen: @ostwestnsx
Oder direkter, also nur bei mir hier.
[Und ja, ich bin immer noch dort; will den “anderen” nicht den ganzen Raum überlassen. Wenn sich daran was ändert, andere Plattformen dazukommen etc., sag ich Bescheid.]
Mehr: Die “Über”-Seite des Newsletters ist nun etwas ergänzt, für Kontext etc. Ja, das hier ist eine Ein-Frau-Show, aus alter Verbundenheit zur Branche – und zum Thema.
Weil ab und an Nachfragen kommen: Sie können meine Arbeit sehr gerne auch via Spende unterstützen, etwa unkompliziert via Paypal hier – vielen Dank dafür!
Noch mal fix zwei Sätze zur Erklärung:
Der Newsletter von ostwestnordsuedx zieht alle zwei Wochen einen Strich – und packt Beiträge rund um Ost/West zusammen, die in den +/-14 Tagen zuvor aufgefallen sind. Damit sich nicht alles versendet. Als eine Art temporäres Archiv.
Neues aus den Kategorien
Lesen // Sehen // Hören // Machen.
// Lesen
Rückblick: “Bonn Perplexed Over What to Call East Germany”, NYT
– In der BRD wollte man schon ab 1945 lange nicht “DDR” sagen – aber was dann? Wer erinnert sich? Hier ein NYT-Artikel dazu aus dem Jahr 1967 – mit einer ganzen Liste an Synonymen und Euphemismen.
Thema: Ost-Perspektiven nach Regierungsstart
– “Ostdeutsche Länderchefs wollen ostdeutsche Bundesminister”, Markus Wehner / FAZ+
– “Köpping: Ostdeutsche im Kabinett sind ‘starkes Signal’”, Andrea Schawe, dpa, Andreas Bayer / LVZ
– “Das ist die neue Regierung – drei Ministerien gehen an Ostdeutsche”, MDR
– “Die neue Ostbeauftragte Elisabeth Kaiser: Die DDR kennt sie nur noch vom Hörensagen”, Markus Decker / RND
– “Von der Geraer Platte ins Kabinett: Elisabeth Kaiser wird Ostbeauftragte”, TA+
– “Lebenslauf Staatsministerin Elisabeth Kaiser”, ostbeauftragter.de
– “Petra Köpping soll stellvertretende Vorsitzende der Bundes-SPD werden”, Franziska Anders / LVZ
– “Die Arbeiterklasse hat wieder eine Stimme”, Sabine Rennefanz / Spiegel+
– “Die letzte Chance für den Osten”, Sabine Rennefanz / Spiegel+
– “Thüringens SPD-Chef fordert Einsatz gegen Ost-West-Gefälle”, dpa/FAZ
Bericht: “Sydney soll bald an der Saale liegen”, Zeit
– “Die Pläne für das ‘Zukunftszentrum Deutsche Einheit’ verraten viel über die kolossalen Aufgaben der neuen Bundesregierung” – von Cornelius Pollmer.
Thema: AfD, Freie Sachsen, Rechtsextremismus
– “Ich sehe reichlich aggressives Bestreben in der AfD“, Interview mit Georg Maier, von Markus Wehner / FAZ+
– “Antisemitismus und Ausländerfeindlichkeit in Thüringen deutlich angestiegen”, Markus Wehner / FAZ+
– “Linke und CDU stimmen für Migrationsvorschlag von Rechtsextremen”, Peter Maxwill / Spiegel+
Interview: “‘Thüringen oder Brandenburg sind keine Sonderfälle. Sondern ein Frühwarnsystem’”, Spiegel+
– “Schluss mit dem Gejammer, fordert der Unternehmer Eric Weber. Die Probleme der Welt entstünden nicht alle zwischen Vorpommern und dem Erzgebirge: Donald Trump und Marine Le Pen seien schließlich auch keine Ossis” – von Peter Maxwill.
Studie: “Glaubwürdigkeit der Medien 2025”
– Die Studie (PDF), WDR/Infratest Dimap
– “Zwei Drittel der Deutschen halten öffentlich-rechtlichen Rundfunk für unverzichtbar”, WDR
– “Weniger Vertrauen in Medien in Ostdeutschland – Corona-Pandemie brachte ‘Bruch’”, MDR
– Thread dazu von Johannes Hillje
Studie: “Lokale Präsenz von Parteien: ein Ost-West-Gefälle?”
– Der IW-Köln-Kurzbericht (mit PDF), von Knut Bergmann, Matthias Diermeier, Jan Engler, Melinda Fremerey
– Begleittext beim iwd
Thema: Hohenzollern-Streit beendet
– “Einigung im Hohenzollern-Streit: Prinz von Preußen verzichtet auf Forderungen – Tausende Kunstwerke bleiben in Museen”, Thorsten Metzner / Tagesspiegel+
– “Der Jahrhundertstreit mit den Hohenzollern”, Weltkunst
– “Gauweiler & Sauter und dtb begleiten Hohenzollern-Einigung”, LTO
– Was das alles mit SBZ/DDR-Restitutionsforderungen zu tun hat, steht zusätzlich u.a. hier (tagesschau.de) und hier (Wikipedia) und hier (Spiegel).
Rückblick: “‘Wir dachten, das sei der Beginn von etwas Größerem’”, Spiegel+
– “Am 9. Mai 1990 bestritten die DDR-Fußballnationalspielerinnen ihr erstes und letztes offizielles Länderspiel. Es wurde ein Moment zwischen den Zeiten. Zwei Beteiligte erinnern sich” – von Mathis Vogel.
Gratulation: 100. Geburtstag von Hannes Hegen
– “Dig, Dag, Digedag”, Tobias Prüwer / Kreuzer Leipzig
– “‘Walt Disney des Ostens’: Wie Hannes Hegen mit seinen ‘Digedags’ bis heute begeistert”, Wolfgang Schilling / MDR Kultur (mit 5 Min. Audio)
Bericht: “Illegaler Club, Pferdeäpfel, Müll in DDR-Ambiente: So sieht es jetzt im Berliner SEZ aus”, Tagesspiegel+
– “Kaum ein Ost-Berliner, der nicht im berühmten Wellenbad geplanscht hat. 23 Jahre nach seiner Schließung ist vom SEZ nicht mehr viel übrig. Nur ein illegaler Club, Pferdeäpfel und Müll in DDR-Ambiente”, Photos inklusive – von Robert Kiesel.
Neuere Bücher / neuere Rezensionen:
Christoph Hein: “Das Narrenschiff”, Suhrkamp 2025, 28 Euro (swp-Rezension).
Didi Drobna: “Ostblockherz”, Piper 2025, 22 Euro.
Ines Geipel: “Fabelland. Der Osten, der Westen, der Zorn und das Glück”, S. Fischer 2025, 26 Euro (Rezension bei hr2-Kultur).
// Sehen
Fachgespräch: “Kulturgutentzug in der SBZ und der SED-Diktatur”, bundestag.de (1,5h)
– “In die Hunderttausende geht nach Schätzung von Experten die Zahl unrechtmäßig in der DDR und der Sowjetischen Besatzungszone (SBZ) enteigneter Kunstobjekte und Kulturgüter. Während die Museen bei der Nachforschung an ihre finanzielle und personelle Kapazitätsgrenze stoßen, liefen die Rückforderungen der Betroffenen auf dem Rechtsweg häufig ins Leere. Das Thema brauche nun höhere Aufmerksamkeit in Politik und Gesellschaft, die Provenienzforschung müsse gestärkt werden und dafür die nötige finanzielle Unterstützung erhalten, so die Teilnehmer am Fachgespräch der SED-Opferbeauftragten Evelyn Zupke.”
Kinofilm: “In die Sonne schauen”, Neue Visionen
– Gedreht hat Regisseurin Mascha Schilinski in der Altmark – der Film, eigentlich Geheimtipp, scheint nach der umjubelten Premiere bei den Filmfestspielen in Cannes vergangene Woche Chancen zu haben, zu gewinnen. Es sei auch dem großartigen Filmverleih Neue Visionen gegönnt! (Hier eine Zeit-Rezension von Katja Nicodemus.)
// Hören
Thema: Kinderbücher aus der und über die DDR, DLF
– “Kinderliteratur aus der und über die DDR”, vorgestellt von Siggi Seuß (11 Min.)
– “‘Stell dir vor!’ und Kinderliteratur aus der und über die DDR”, Interview mit Tobi Dahmen, von Dina Netz (24 Min.)
Rückblick: “Der Theologe, den die DDR verehrte”, DLF (20 Min.)
– “Thomas Müntzers Gesicht war auf dem Fünfmarkschein, Schulen und Straßen in der DDR trugen seinen Namen. Der Pfarrer wollte die Kirche erneuern, 1525 wurde er hingerichtet. Warum gab es in der kirchenfeindlichen DDR einen solchen Kult um ihn?” – von Karsten Krampitz.
Rückblick: “Nazi-Vergangenheit? Gab es nicht in der DDR”, DLF (26 Min.)
“Die DDR verstand sich als antifaschistischer Staat, bevölkert von kommunistischen Widerstandskämpfern. Die Geschichte des Nationalsozialismus schob man der Bundesrepublik zu. An jüdische Opfer wurde in der DDR so gut wie gar nicht erinnert” – von Anh Tran.
// Machen
Ausstellung besuchen I:
– Bis 30.6.2025, Leipzig: “‘…denen mitzuwirken versagt war’. Ostdeutsche Demokraten in der frühen Nachkriegszeit” – im BStU Leipzig.
Ausstellung besuchen II:
– Bis 10.8.2025, Cottbus: “Unbeschreiblich weiblich. Frauenbilder in der DDR” – im CB Dieselkraftwerk – jetzt mit DLF-Kultur-Rezension.
Ausstellung besuchen III:
– Bis 22.6., Leipzig: “Die Straße ist mein Atelier”, Fotografien von Mahmoud Dabdoub, zu sehen im Zeitgeschichtlichen Forum Leipzig. (Interview mit Dabdoub im nd.)
Ausstellung besuchen IV:
– Bis 20.7.2025, Berlin: “Worin unsere Stärke besteht – to be continued” – zu sehen im Schloß Biesdorf.
Doku-Reihe anschauen:
– 23.5.-29.6.2025, Berlin: “Was von der DDR bleiben sollte” – das Zeughauskino des DHM hat eine Kurzfilmreihe zusammengestellt mit Material der “Staatlichen Filmdokumentation der DDR”.
Bewerben:
– Bis 31.5.: Für den “VOICE Albert O. Hirschman Preis 2025” für Einmischung, Widerspruch und Erneuerung demokratischer Kultur, ausgezeichnet werden “Beiträge oder Projekte, die die Streitkultur und die Teilhabe gesellschaftlich benachteiligter Gruppen fördern”.
Dies hier waren die beiden meistgeklickten Links in ownsx-Newsletter 127:
1. “Noch immer ‘Bürger zweiter Klasse’?”, Christopher Banditt / bpb
2. “Hört das nie auf?: Auf Rügen hört man wieder Zonen-Sprüche wie ‘Wessis raus’”, Sabine Rennefanz / Tagesspiegel+
So. Habe ich was vergessen? Soll was Bestimmtes mit rein?
Dann los: mail @ ostwestnordsuedx.de
Folge 129 des #ownsx-Newsletters erscheint am 2.6.
War hier in Bonn ein wenig unterwegs – und kam unterwegs auch am “Potsdamer Platz” vorbei. Sieht ein wenig anders aus als in der aktuellen Hauptstadt.
Sie können auch alle Newsletter einzeln nachlesen – hier im Archiv.
… und natürlich gerne weitererzählen, danke!
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Der Kontext hinter dem Newsletter:
Was die geplante Arbeitsplatztauschplattform für Journalist:innen auf ostwestnordsuedx.de (Was das sein soll? Womit alles anfing? Wer dahinter steckt? Steht hier und hier und hier. ) angeht: Das Ganze befindet sich in der Praxisform in Ruhephase, aber hoffentlich bewegt sich bald etwas.
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Zum Schluss weiterhin dieser Hinweis:
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Was mich jedes Mal ärgert, seit Beginn, aber nicht zu lösen ist, daher hier wenigstens mal wieder eine Fußnote dazu: Ja, die Zeilenabstände sind mitunter unregelmäßig, es lässt sich nicht eindeutig einstellen, zumindest nur sehr umständlich und daher zeitaufwendig etc. pp. Bitte um etwas ästhetische Nachsicht. Merci!