ownsx // folge 69
Willkommen miteinander,
schön, dass Sie alle mitlesen! Und zwar die meisten von Ihnen, weil sie auf die Newsletter-Sendung im Email-Postfach klicken. Ich weiß, dass er meistens zu lang ist, um am Stück angezeigt zu werden – das verrät mir das Programm schon, während ich schreibe, weil auf einmal ein warnender Balken oben auftaucht: “Post too long for email”. Und ich weiß, dass konstant mindestens 50 Prozent von Ihnen den Newsletter öffnen. Das ist großartig, ich freue mich jedes Mal darüber. Danke an dieser Stelle dafür!
Wer von “außen” hier gelandet ist: Das Aufmacherbild in der Voransicht stammt diesmal von Thilo Wierzock – aus dem Photoband “Spurensicherung. Innenansichten der DDR-Grenztruppen” (unten in der Lese/Rezensionsliste mehr dazu).
Nochwas (sorry, geht gleich los!), ganz fancy: Frisch entdeckt habe ich, dass Sie einzelne Teile des Newsletters auch separat teilen können, wenn Sie mögen – über das Link-Symbol, das links erscheint, an jeder beliebigen Stelle. (Zum Test, aus Jux, klicken Sie mal auf das Bild ;-))
Ach ja: Worüber haben wir hier eigentlich vor einem Jahr geredet?
Hier der Newsletter vom 1.11.2021.
Noch mal fix zwei Sätze zur Erklärung:
Der Newsletter von ostwestnordsuedx zieht alle zwei Wochen einen Strich – und packt Beiträge rund um Ost/West zusammen, die in den +/-14 Tagen zuvor aufgefallen sind. Damit sich nicht alles versendet. Als eine Art temporäres Archiv.
JETZT ABER ENDLICH (!):
Neues aus den Kategorien
Lesen // Sehen // Hören // Machen.
// Lesen
Thema: Ost/West-Perspektiven auf den Krieg in der Ukraine
– “Wir Ostdeutschen, Putin und die Pilze im Wald”, Alexander Osang / Spiegel (+)
– “Wer ist hier indoktriniert?”, Sabine Rennefanz / spiegel.de (+)
Rede: “Alles stärken, was uns verbindet", bundespraesident.de
– In seiner Rede am 28.10. sprach der Bundespräsident auch über Ost/West – und sagte unter anderem:
“Viele Menschen in Ostdeutschland erleben gerade gefühlt die Rückkehr in die neunziger Jahre, als schon einmal Sicherheiten einstürzten und Existenzen zusammenbrachen. Wie viel von dieser Erfahrung, von dieser Angst ist im Westen wirklich angekommen? Wir müssen es diesmal besser machen im Angesicht einer Krise, die den Osten erneut härter trifft, weil natürlich auch 32 Jahre nach der Wiedervereinigung die Energieversorgung schwieriger, die Einkommen niedriger und die Ersparnisse geringer sind bei den Menschen.”
Das hier twitterte der Ostbeauftragte Carsten Schneider dazu.
Und mit Blick auf die Formulierung “Wir müssen es diesmal besser machen”, nun: von welchem “wir” aus spricht Steinmeier hier – als gebürtiger Detmolder Bürger oder als Bundespräsident?
Thema: Konferenz der ostdeutschen Innenminister
– “Ostdeutsche Länder wollen Kampf gegen Rechtsextremismus bündeln”, dpa/mdr.de
– “Protest Ost, Problem Ost?”, Michael Stempfle/tagesschau.de
– “Thüringens Innenminister zu Protesten: ‘Ich sehe das Potenzial zu einer weiteren Radikalisierung’”, Markus Decker / rnd.de (+) (Kurzfassung frei)
– “Gemeinsame Erklärung”, Innenminister:innen Zieschank, Stübgen, Schuster, Akmann, Maier, Pegel / innen.thueringen.de
– Twitterkommentar samt Bild, Henry Bernhard / DLF:
Faktencheck: “Sind die Sprit- und Strompreise im Osten höher als im Westen?”, mdr.de
– Kurze Antwort: kaum. Carolin Voigt von MDR-aktuell hat hier mal aufgeschrieben, wieso, Preisentwicklungskurven inklusive.
Kolumne: “Wem gehört der Osten?”, spiegel.de
– Wie sich “Ostdeutschland” in ihrem Wortschatz einfand und wie es zum Kampfbegriff wird, beschreibt Sabine Rennefanz hier.
Portrait: “Habecks Mann für den Osten”, Zeit (+)
– Michael Kellner ist so etwas wie der Ostbeauftragte von Bündnis90/Die Grünen – eingesetzt im Wirtschaftsministerium. Jana Hensel hat den ehemaligen Bundesgeschäftsführer der Partei getroffen.
Portrait: “‘Leider in der falschen Partei’”, Zeit (+)
– Es ist ein Portrait über Sachsens MP Michael Kretschmer von außen – Anne Hähnig ist rumgefahren und hat Perspektiven, Argumente und Meinungen eingefangen, vom alten Mann im Supermarkt, der Frau beim Bäcker, der Rentnerin draußen vor dem Laden.
Bericht: “In der sächsischen Realität”, FAZ
– Bundeswirtschaftsminister Habeck war neulich in Dresden – und Stefan Locke war dabei.
Portrait: “Der Wutbürgermeister”, Zeit (+)
– In Bad Langensalza gibt’s einmal im Monat Demos gegen die Regierung – August Modersohn hat den Organisator getroffen: Bürgermeister Matthias Reinz.
Portrait: “Wagenknechts Ziehmutter”, Spiegel (+)
– Wieso es nötig ist, Ellen Brombacher als “DDR-Nostalgikerin” zu bezeichnen, wäre mal interessant. So oder so: Hier ist das Portrait über die SED-PDS-Linken-Politikerin und ihren Blick auf Sahra Wagenknecht – von Timo Lehmann. (Mehr Bio-Details hier.)
Thema: SED-Logo in Unionshänden
– “In eins nun die Hände”, Stefan Locke / FAZ
– Politische Ikonologie, Teil 725:
Materialsammlung: “Projekttag 9. November”
– Für Schulen: Bildungsangebote, Bücher, Filme, Themenhefte zum Tag des Mauerfalls – zusammengestellt von bpb, Bundesstiftung Aufarbeitung und Stasiunterlagen-Archiv.
Analyse: “Der ‘Ossi’, wer soll das eigentlich sein?”, Berliner Zeitung
– Ein Gastbeitrag von Thilo Mischke übers “Ostdeutschsein” – geschrieben mit Dünenblick in Warnemünde.
Interviews mit Wolf Biermann
– “Wann wird man je versteh’n?”, Georg Löwisch und Andreas Öler / Zeit (+)
– “‘Das sind Dummheiten aus Klugscheißer-Motiven’”, Alexandra Föderl-Schmid / Süddeutsche Zeitung (+)
Kolumne: “From East Berlin to Beijing, surveillance goes in circles”, Financial Times
– Nach einem Besuch im Stasi-Museum in der Berlienr Normannenstraße kamen der Europa-China-Korrespondentin Yuan Yang der FT ein paar Gedanken zu staatlicher Überwachung – was genau, steht hier.
Thema: Bettina Wegner zum 75.
– “Sind so große Herzen”, Jan Feddersen / taz
– “Den Atem verströmen”, Gunnar Decker / nd
– Und am 9.11. läuft die großartige Doku “Bettina” von Lutz Pehnert erstmals im TV, hier im RBB.
Reportage: “Drei Stunden zwischen zwei Zügen”, FAZ (+)
– FAZ-Kollege Kevin Hanschke hat sich ein paar Stunden auf den Bahnhof Warszawa Gdańska herumgetrieben – und erzählt von diesem historischen polnischen Transitraum zwischen Ost und West. Und davon, was das Ganze mit David Bowie zu tun hat.
Portrait über Ostkinder 80/82: “'Das ist Volksverständigung'”, Kölner Stadtanzeiger
– Untertitel: “Ostdeutsches Double startet DDR-Podcast – aus Köln-Sülz”. Der Podcast “Ostkinder 80/82” von Danny Frede und Alexander Derno war hier schon oft im Newsletter unter “Hören” verlinkt, diesmal erzählen die beiden dem Kölner Publikum davon.
Forschungsprojekt: “Rückblick auf drei Jahre Kino in der DDR”, Uni Erfurt
– Zeitzeugenberichte, Alltagsgeschichte, Dokumente: All das bereicherte die Forschung um “Kino in der DDR” der Erfurter Interdisziplinären Forschungsstelle für historische Medien – von Anfang an als “Citizen Science”-Projekt konzipiert. Das Ganze ist nun beendet, mehr zur Bilanz und den erschienenen Publikationen steht hier.
Rückblick: “Gründung von Marzahn 1979”, Tagesspiegel
– Weil die Berliner CDU unlängst vorschlug, einen neuen Berliner Bezirk auf Brandenburger Gebiet zu gründen, wirft Johanna Treblin hier mal einen Blick auf einen Vergleichsfall aus den 1970ern.
Neuere Bücher / neuere Rezensionen:
Clemens Villinger: “Vom ungerechten Plan zum gerechten Markt? Konsum, soziale Ungleichheit und der Systemwechsel von 1989/90”, Ch. Links, 50 Euro (DLF-Kultur-Rezension von Jens Balzer).
Jakob Springfeld: “Unter Nazis. Jung, ostdeutsch, gegen Rechts”, Quadriga, 14,99 Euro (Beiträge mit/von Springfeld im Stern, FR, spiegel.de (+)).
Thomas Großbölting: “Wiedervereinigungsgesellschaft Aufbruch und Entgrenzung in Deutschland seit 1989/90”, bpb 2020, 4,50 Euro (Rezension von Ilko-Sascha Kowalczuk auf hsozkult.de)
Nicolai Okunew: “Red Metal. Die Heavy-Metal-Subkultur der DDR”, Ch. Links 2021, 12,99 Euro (Jacobin-Rezension).
– Egon Krenz: “Aufbruch und Aufstieg. Erinnerungen”, Edition Ost 2022, 24 Euro (FAZ+-Rezension von Stefan Locke).Christian Gesellmann (Hrsg.): “… man war ja auch noch jung. Kassablanca. 30 Jahre Subkultur in Ostdeutschland”, Voland & Quist 02/2023 (mehr zum Buchprojekt hier + in der OTZ).
Kerstin Hohner: „Abseits vom Kurs. Die Geschichte des VEB Hinstorff Verlag 1959–1977”, Ch. Links 2022, 45 Euro (FAZ-Rezension).
Johann Mrazek: “Mauerbau und Mauerfall. Und 28 Geschichten dazwischen”, Verlag am Park in der Edition Ost 2022, 17 Euro (nd-Rezension).
Jutta Voigt: “Wilde Mutter, ferner Vater”, Aufbau 2022, 22 Euro (nd-Rezension).
Sandra Pingel-Schliemann, Thilo Wierzock: “Spurensicherung. Innenansichten der DDR-Grenztruppen”, Edition Braus 2022, 24,95 Euro (nd-Rezension).
Ein paar Eindrücke des Photobandes gibt’s hier in der Voransicht, darunter das hier:
// Sehen
Polittalk: “Eine Frage der Herkunft: Warum sehen Ost- und Westdeutsche Russlands Krieg so anders?”, WDR/Das Erste
– Mit dabei in der Plasberg-Runde von “hart aber fair” am 24.10.22: Henry Maske, Ralf Fücks, Jessy Wellmer, Antje Hermenau, Stefan Creuzberger (hier reine Audio-Version). Und: Kommentare zur Sendung in RND, Tagesspiegel, FAZ, Merkur.
TV-Reportage: “333 Meter Hausflur”, ZDF
– Ein 30-Minüter über den Leipziger Wohnblock “Lange Lene” – von Carolin Hillner und Steffi Springer für die 37°-Reihe.
TV-Reportage: “Umgewendet. Schule nach dem Mauerfall”, MDR
– Noch bis 8.11. verfügbar (hatten wir hier schonmal), aber passt gerade ganz gut, dieser Film von Katharina Herrmann:
Kino-Doku: “Rebellinnen”, Salzgeber
– Seit 3.11. im Kino: “Rebellinnen. Fotografie. Underground. DDR” – ein Film über Tina Bara, Cornelia Schleime und Gabriele Stötzer – von Pamela Meyer-Arndt. Hier ein Tagesspiegel-Interview mit der Regisseurin, obendrein Rezensionen in taz und nd, Hintergrundinfos des Stasi-Unterlagen-Archivs. Und der Trailer:
Gedenkminute: Zum Tod von Wolfgang Kohlhaase
– Gefilmt, mit Ton, von Marion Brasch:
// Hören
Mini-Serie: “Tagebuch von der Zonengrenze”, SWR-Retro (je 5-7 Min.)
– 9 kurze Folgen, 1957 bis 1959 – von “Haus wird abgetragen - ein Familienschicksal im Grenzgebiet” bis “Berlin - Alltag in einer geteilten Straße”. Jetzt verfügbar auf dem Retrokanal des SWR.
Podcast: “Warum das DDR-Regime einen Schüler zum Tod verurteilte”, spiegel.de (24 Min.)
– Hermann Flade war 18, als er in Sachsen Flugblätter gegen die erste Volkskammerwahl verteilte – und wurde verurteilt, erst zum Tode, dann zu 15 Jahren Haft. Das war 1950/51, ein Jahrzehnt später kam er frei, schaffte es in die BRD, wurde Politikwissenschaftler. Spiegel-Geschichte-Redakteur Christoph Gunkel erzählt im Podcast darüber. (Und hier ein Auszug aus Flades Biographie auf bpb.de.)
Interview: “‘Neue faschistische Bewegung entsteht im Osten’”, FAZ-Podcast (33 Min.)
– In der Spätoktoberfolge von “Podcast für Deutschland” sprechen die MPs Bodo Ramelow und Reiner Haseloff mit Timo Steppat über die aktuellen Krisenproteste in ostdeutschen Städten.
Interview: “Bettina Wegner zum 75.”, NDR MV (34 Min.)
– Zu ihrem runden Geburtstag (mehr oben bei “Lesen”) hat sich Bettina Wegner mit Wolfram Pilz hingesetzt und erzählt aus ihrem Leben.
Reportage: “Der heiße Demo-Herbst in Sachsen”, DLF (46:20 Min.)
– Von “heißem Herbst” zum “Wutwinter”: DLF-Sachsen-Korrespondent Alexander Moritz hat sich unter ostdeutschen Demonstrierenden umgehört. Seine Reportage über Energiepreisärger, Existenzängste und die Mobilisierung der Rechten gibt’s hier.
// Machen
Sich in die #ownsx-Austauschbörse eintragen: und zwar hier!
– Das Motto für mehr andere journalistische Perspektiven für alle Redaktionen ist: “Suche Ost, biete West” oder “Suche West, biete Ost”.
Und klar, ne, gerne weitersagen!
Diskussion verfolgen:
– 7.11., 18 Uhr, online: “Immer nur ‘der Westen’? Was wir über und vom ‘Osten’ lernen sollten” – von der Landeszentrale für politische Bildung NRW. Mit der Politikwissenschaftlerin Agnieszka Łada-Konefał, Journalistin Anastasia A. Tikhomirova und Ex-DDR-Außenminister Markus Meckel. Programm hier, direkt zum Livestream hier.
Chor zuhören:
– 9.11., Berlin / 10.11., Potsdam: Der belarussische Volny-Chor singt zum Mauerfall-Jahrestag gleich zwei Mal, immer abends. Mehr dazu hier.
Ausstellung besuchen:
– Bis 2.4.2023, Eberswalde: “Otto Nagel. Menschensucher und Sozialist”, im Museum Eberswalde. Hier noch eine Rezension im nd von Matthias Reichelt.
// Der Rausschmeißer
– Volltreffer von Zeit-Kollege Christian Fuchs drüben im SZ-Magazin:
Dies hier waren die beiden meistgeklickten Links von Ausgabe Nr. 68:
1. “Der Osten wird noch immer anders gesehen”, Robert Ide / Tagesspiegel
2. “Ein Buch, das es nicht geben soll”, Kevin Hanschke / FAZ (+)
So. Habe ich was vergessen? Soll was Bestimmtes mit rein?
Dann los: mail @ ostwestnordsuedx.de
Folge 70 des #ownsx-Newsletters erscheint am 21.11.2022
Allen vor allem schöne Momente übermorgen, am Tag des Mauerfalls.
Sie können auch alle Newsletter einzeln nachlesen – hier im Archiv.
Wer sich in die Newsletterliste eintragen will, bittschön, das geht hier:
… und natürlich gerne weitererzählen, danke!
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Der Kontext hinter dem Newsletter:
Was die geplante Arbeitsplatztauschplattform für Journalist:innen auf ostwestnordsuedx.de (Was das sein soll? Womit alles anfing? Wer dahinter steckt? Steht hier und hier und hier. ) angeht: Das Ganze befindet sich in der Praxisform noch in der pandemiebedingten Ruhephase, aber hoffentlich bewegt sich bald etwas.
Als Alternative für physischen Tausch: Bieten Sie Ihre Perspektive an – und finden jene Einblicke, die Ihnen im Blatt, in der Sendung, im Heft, auf der Seite fehlen:
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Zum Schluss weiterhin dieser Hinweis:
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