ownsx // folge 70
Hallo zu einer neuen Ausgabe!
Am 9. November erinnerte mich das Internet daran, was alles vor dieser Presseschau und der Ost-West-Nord-Süd-Redaktionsplatztausch-Idee kam: Nach oben gespült kam dieses Interview, das ich 2013 mit Harald Jäger für die taz geführt hatte: dem DDR-Grenzschützer, der am 9.11. entschied, den Schlagbaum am Grenzübergang Bornholmer Straße in Berlin zu öffnen. Bis heute eine der eindrucksvollsten Begegnungen; und die Berlin-Redaktion der taz entschied damals wunderbarerweise, das ganze Ding zu drucken, vier Seiten.
Mehr zu aktuellen Perspektiven auf den 9. November 1989: unten.
Wer von “außen” hier gelandet ist: Das Aufmacherbild in der Voransicht ist diesmal das Logo des neuen MDR-Kultur-Podcasts “Iron East”.
Ach ja: Worüber haben wir hier eigentlich vor einem Jahr geredet?
Hier der Newsletter vom 15.11.2021.
Noch mal fix zwei Sätze zur Erklärung:
Der Newsletter von ostwestnordsuedx zieht alle zwei Wochen einen Strich – und packt Beiträge rund um Ost/West zusammen, die in den +/-14 Tagen zuvor aufgefallen sind. Damit sich nicht alles versendet. Als eine Art temporäres Archiv.
Neues aus den Kategorien
Lesen // Sehen // Hören // Machen.
// Lesen
Thema: 9. November
– “Der Mauerfall: eine Rekonstruktion”, mdr.de (wieder hochgeholt von 2014; mit Video-Clips einer Klartext-Doku von 1990)
– “Das deutsche Datum”, Robert Probst / Süddeutsche Zeitung (+)
– “Happy Mauerfall!”, Jochen Schmidt / Zeit (+)
– “‘Ich wollte mich nicht einschüchtern lassen’”, Interview mit Frank Richter, von Karlen Vesper / nd.der Tag
– “Der undankbare 4. Platz”, Frank Schumann / nd.der Tag
– “Die Kirche der Freiheit”, Gerald Praschl / Superillu
– “Klingeln bei Egon Krenz: Ein Schüler will es wissen”, ndr.de (auch als 1h-Podcastfolge, von Christoph Cyrulies)
– “Der SFB und der 9. November 1989: Vergessen? Vertan!”, Gastbeitrag von Günther von Lojewski / Tagesspiegel
– “33 Jahre Mauerfall: Was ‘Ostbewusstsein’ für mich bedeutet”, Gastbeitrag von Julia Schneider / Berliner Zeitung
– “Berliner berichten: Wie der Mauerfall unser Leben veränderte”, Berliner Morgenpost (+)
– “WestdeutschAwareness”-Woche, ein Projekt von Einwende
– “Da østtyskerne kom til Gedser”, Fotoserie November 1989 über den dänischen Fährhafen vis-à-vis Rostock, folketidende.dk
– Apropos “Mauerfall”, was wäre eigentlich ein alternativer Begriff? Hier:
Bericht: “Seit vier Jahrzehnten Friedensgebete”, Volksstimme
– Seit 1982 immer montags – die Geschichte seither, die Transformation in Montagsdemos und die Bedeutung heute: hier mehr.
Thema: Härtefallfonds für DDR-Renten
– “Einmalzahlungen nur für Bedürftige”, Jana Frielinghaus / nd.der Tag
– “Härtefallfonds für DDR-Zusatzrenten kommt – aber nur wenige profitieren”, Johanna Weinhold / mdr.de
– “Härtefallfonds auf den Weg gebracht”, bundesregierung.de
Thema: Agrarflächen in Ostdeutschland
– “Tropfen auf dem heißen Stein”, Jana Frielinghaus / nd.der Tag
– “Bund will Verkauf von Agrarflächen im Osten weitgehend stoppen”, dpa/spiegel.de
Protokolle: “Einfach machen statt meckern”, FAZ
– 5 Frauen, 5 ostdeutsche Perspektiven von Unternehmensgründerinnen; vorgestellt von Silke Weber.
Feature: “‘Ich habe dafür nur Verachtung übrig’: Bei den ostdeutschen Montagsdemos wird das Erbe der friedlichen Revolution missbraucht”, NZZ
– Was hat 2022 mit 1989 zu tun? Susann Kreutzmann hat sich auf den aktuellen sogenannten “Montagsdemos” auf ostdeutschen Marktplätzen umgehört, hat mit zentralen Figuren der Bürgerrechts-Bewegung wie Martin Böttger und Gesine Oltmanns und Politikwissenschaftler Alexander Leistner gesprochen. Der ganze Text hier.
Meldung: “Deutsche Einheit: Bundesregierung kürzt Mittel für Bürgerdialoge”, RND
– Statt 3 Millionen Euro sollen künftig nur noch 1 Million zur Verfügung stehen für Ost/West-Bürgerdialoge (über das Wort müssen wir eh noch mal reden …, siehe auch “Bürgergeld”, aber ok, anderes Thema). Markus Decker notiert hier kurz die Recherche.
Feature: “Von Ost nach West und wieder zurück”, zdf.de
– Wer ist in den vergangenen 30 Jahren in welche Richtung gezogen und warum? Charlotte Bauer und Svetlana Leitz haben sich Zahlen angeschaut und mit Menschen über ihre Umzüge gesprochen.
Reportage: “Der ganze Zorn eines Dorfes”, FAZ (+)
– Und was ist mit den Westdeutschen, die in ostdeutsche Dörfer ziehen und bleiben? Und so zumindest in Brandenburg die Gentrifzierung der Provinz vorantreiben? Eines der sicher mittlerweile bekanntesten Beispiele ist Gerswalde in der Uckermark – Livia Gerster war mal wieder vor Ort. (Das neue Buch von Lola Randl, die diese Berlin-nach-Gerswalde-Bewegung begründete, kann man sagen, ist auch hier auf der Liste.)
Analyse: “Willkommen bei unseren neuen Freunden”, zeit.de
– Olaf Scholz war in Hanoi und hat eine Rede gehalten, unter anderem sprach er über vietnamesische Vertragsarbeiter:innen in der DDR. Und Peter Dausend hat hier darüber geschrieben – unter anderem mit dem Wort “Gastarbeiter”.
Wieso es falsch ist, BRD-Begriffe für DDR-Geschichte zu nutzen, erklären die Kolleg:innen von MigOst netterweise nochmal hier:
Kommentar: “Wessis wissen nicht, was hier los war”, nd.der Tag
– Karlen Vesper war eine Woche lang von einer Berliner Veranstaltung über DDR/SED-Aufarbeitung zur nächsten unterwegs – und hat hier seine Eindrücke aufgeschrieben.
Portrait: “‘Plötzlich bin ich wieder der Wessi’”, zeit.de (+)
– Georg Maier will fürs Thüringer Ministerpräsidentenamt antreten – August Modersohn hat ihn getroffen.
Bericht: “Politik-Talker im Job: männlich, 50, ostdeutsch und mitte-rechts”, t3n
– Nein, nicht Polit-Talker im Sinne von “in einem Polit-Talk sitzend” – das wäre dann doch sehr überraschend. Andreas Weck stellt hier eine Umfrage darüber vor, wer wie häufig worüber in Büroflur, Konferenz und Kaffeeküche spricht. (Hier die Quelle der Umfrage von Glassdoor.)
Reportage: “Stimme der Stadt”, FAZ
– Der Magdeburger Dom und sein Geläut: Peter Thomas hat sich die Glocken angehört und die getroffen, die sie gießen und sich um sie kümmern. Hier das Stück über seinen Besuch.
Essay: Die DDR-Kunst ist tot. Es lebe die Ost-Kunst!, zeit.de (+)
– Was soll das eigentlich mit dem Präfix “DDR-”, noch dazu ausgerechnet vor Kunst? Der Kunstwissenschaftler und Direktor des Dresdner Instituts für Kulturstudien Paul Kaiser dröselt die Sache mal auf.
Bericht: “Mehr Licht”, Mitteldeutsche Zeitung
– Über Provenienzforschung in ostdeutschen Museen und eine Tagung zu SED-Raubkunst in Sachsen Anhalt berichtet hier Christian Eger.
Nachrufe: zum Tod von Werner Schulz
– “Ein Mann mit Weitblick”, Gastbeitrag von Markus Meckel / zeit.de (+)
(hier aber frei zugänglich bei Bundesstiftung Aufarbeitung)
– “Der Widerspruchsgeist”, Constanze von Bullion / Süddeutsche Zeitung (+)
Nachrufe: zum Tod von Werner Franke
– “Erfolg durch Aufmerksamkeit”, Oliver Kern / nd.der Tag
– “Kämpfer gegen all diesen Dreck im Sport”, spiegel.de
Nachruf: “Pionier des deutschen Sportjournalismus”, Zeit
– Mit Hermann Fischer-Solms ist gerade noch ein Doping-Aufklärer ist gestorben – und Kollege Thomas Purschke erinnert sich hier an ihn und ihre erste Begegnung: als der Kölner Fischer-Solms den jungen Tramper Purschke 1986 in Thüringen mitnahm.
Interview: “Eine besondere Ost-West-Beziehung”, zeit.de
– Apropos Fußball: Mit Karsten Heine gibt es einen Trainer, der sowohl bei Union Berlin als auch bei Hertha BSC gearbeitet hat – und August Modersohn hat ihn interviewt.
Forschungsprojekt: “Geschlecht und Herrschaft im Betriebsleben der DDR in den 1970er und 1980er Jahren”, ZZF
– Noch ist die Promotion von Henrike Voigtländer nicht als Buch erschienen, aber wer sich schon mal einen Eindruck verschaffen möchte – hier steht mehr zu ihrem Forschungsprojekt am Potsdamer Leibniz-Zentrum für Zeithistorische Forschung.
Ankündigung: “Akademie Verlag”
– De Gruyter, der den 1946 gegründeten “Akademie Verlag” übernommen hat, hat für 2023 was vor:
Neuere Bücher / neuere Rezensionen:
Maik Baumgärtner, Ann-Katrin Müller: “Die Unsichtbaren. Wie Geheimagentinnen die deutsche Geschichte geprägt haben”, DVA, 24 Euro (Super-Illu-Rezension).
Philipp Schultheiß: “Ausgeklammert statt anerkannt Ehemalige NVA-Angehörige und die DDR-Aufarbeitung”, Ch.Links Verlag 2022, 30 Euro.
Lola Randl: “Angsttier”, Matthes & Seitz 2022, 18 Euro (FAZ-Rezension von Kevin Hanschke).
Christine Wolter: “Die Alleinseglerin”, (1982) Ecoo 2022, 22 Euro (DLF-Kultur-Rezension von Helmut Böttiger, NDR-Rezension).
Gabriele Stötzer: “Der lange Arm der Stasi. Die Kunstszene der 1960er, 1970er und 1980er in Erfurt – ein Bericht”, Spector Books 2022, 30 Euro (taz-Rezension von Sarah Alberti).
Aron Boks: “Nackt in der DDR. Mein Urgroßonkel Willi Sitte und was die ganze Geschichte mit mir zu tun hat”, Harper Collins, erscheint 21.2.2023.
Gary van Zante: “The Presence of Something Past. Ulrich Wüst Photographs”, Kerber 2022, 50 Euro.
Hier eines der Photos von Wüst:
Ulrich Wüst (aus Gary van Zante: “The Presence of Something Past”, Kerber 2022).
// Sehen
TV-Doku: “Hard Rock in der DDR”, MDR
– Der 30-Minüter von Tom Fugmann über Hard Rock (oder “Heavy Metal”, wie hier synonym verwendet) in der DDR, die Bands, die Fans und ihre Stasi-Überwachung findet sich hier. Auch mit dabei: “Red Metal”-Autor Nikolai Okunew, der ja schon häufig im Newsletter auftauchte. (Mehr siehe der MDR-Podcast “Iron East” unten bei “Hören”).
TV-Doku: “Als Mutti in den Westen ging”, MDR
– Adrian-Basil Müller hat Menschen getroffen, die nach der Wende als Kinder in Ostdeutschland blieben – während ihre Eltern nach Westdeutschland zogen. Hintergründe gibt es hier und hier. Und die 4 Teile à 25 Minuten gibt es hier.
TV-Doku: “Zwischen Gott und Sozialismus”, MDR
– “Gläubig in der DDR”, über diese Lebenserfahrungen erzählen Mehr Kontext zum Film von Michael Erler und “Gläubig in der DDR” hier.
Diskussionsrunde: “Gesellschaft im Wandel?”, Bundesstiftung Aufarbeitung
– Das Gespräch über die “Generation Einheit” und deren Transformationserlebnisse gibt’s hier zum Nachschauen – mit Paul Glaw, Frank Richter, LindaTeuteberg und Robert Ide:
Diskussionrunde: “DDR-Tourismus. Reisen in Grenzen”, Bundesstiftung Aufarbeitung
– Übers Verreisen in der DDR unterhielten sich: Claudia Rusch, Autorin; Detlef Berg, Tourismusbüro „Jugendtourist“; und Hasso Spode, Leiter des Historischen Archivs zum Tourismus. Moderiert von Robert Ide, drum auch hier mehr bei tagesspiegel.de.
Diskussionsrunde: “Fügt Euch!”, Berliner Beauftrager zur Aufbarbeitung der SED-Diktatur
– Über Jugendproteste im geteilten Berlin sprachen: Tim Eisenlohr, Umweltbibliothek Ost-Berlin; Heike Hoffmann, SPD Charlottenburg-Wilmersdorf; und Burkhard Müller-Schoenau, Mitbegründer der Alternativen Liste in West-Berlin.
// Hören
Podcast: “Iron East”, MDR Kultur (je 30-45 Min.)
– Der neue Podcast liefert 9 Folgen über “Heavy Metal in der DDR” – gemacht von Jan Kubon. Zum Reinhören: hier der Trailer.
Gesprächsrunde: “Wird DDR-Vergangenheit nicht ausreichend gewürdigt?”, DLF (31 Min.)
– Eine halbe Stunde über Ost/West-Berichterstattung: mit Detektor.FM-Gründer und “Wir sind der Osten”-Mitinitiator Christian Bollert, DLF-Medienredakteurin Brigitte Baetz und Hörer Frank Schulze.
Aus dem Archiv: “Ostdeutsch – Westdeutsch”, DLF Kultur (53 Min.)
– Wie sich die deutsche Sprache auf der einen wie der anderen Seite der Mauer entwickelt hat, zeigen 2 alte Beiträge, einer von 1968 und einer von 1980. Die Kolleginnen haben sie aus dem Radioarchiv geborgen und nun neu veröffentlicht. Hier.
// Machen
Sich in die #ownsx-Austauschbörse eintragen: und zwar hier!
– Das Motto für mehr andere journalistische Perspektiven für alle Redaktionen ist: “Suche Ost, biete West” oder “Suche West, biete Ost”.
Und klar, ne, gerne weitersagen!
Ausstellung besuchen I:
– Bis 10.2.23, Berlin: Einzelausstellung mit Werken von Jürgen Wittdorf – im Schloss Biesdorf in Berlin. (Hier eine Rezension von Tom Mustroph bei nd.der Tag)
Ausstellung besuchen II:
– Bis 5.2.23, Berlin: “Ruth Wolf-Rehfeldt. Wie eine Spinne im Netz” im Kupferstichkabinett. (Hier eine Rezension im “Freitag” von Alicja Schindler)
Gesprächsrunde anhören/schauen:
– 30.11., Leipzig: Die “Zeit” lädt ein zur Diskussion, Überschrift: “‘Ost-, Ost-, Ostdeutschland!’ – ist das noch Lokalpatriotismus oder bereits Ressentiment?”. Mit dabei natürlich Zeit im Osten-Chefin Anne Hähnig, dazu Journalistin Nhi Le, Kultursoziologe Alexander Leistner, CDU-MdB Jana Schimke und der Ostbeauftragte der Bundesregierung Carsten Schneider.
Beiträge vorschlagen + schreiben:
– Thema des Sammelbands: “Erinnerungskämpfe”. Mehr hier bei Jürgen Zimmerer, Historiker, Uni-Hamburg:
// Der Rausschmeißer
– Eine Videocollage der Kolleg:innen von “Wir sind der Osten”:
Dies hier waren die beiden meistgeklickten Links von Ausgabe Nr. 69:
1. “Wem gehört der Osten?”, Sabine Rennefanz / spiegel.de
2. “Der „Ossi“, wer soll das eigentlich noch sein?”, Gastbeitrag; Thilo Mischke / Berliner Zeitung
So. Habe ich was vergessen? Soll was Bestimmtes mit rein?
Dann los: mail @ ostwestnordsuedx.de
Folge 71 des #ownsx-Newsletters erscheint am 5.12.2022
Mit Blick aufs Datum: Kommen Sie alle gut in den Dezember!
Sie können auch alle Newsletter einzeln nachlesen – hier im Archiv.
Wer sich in die Newsletterliste eintragen will, bittschön, das geht hier:
… und natürlich gerne weitererzählen, danke!
Ich freue mich, wenn Sie die Arbeit für diesen Newsletter unterstützen – indem Sie ihn lesen, ihn anderen weiterleiten. Und falls Sie auch finanziell beitragen mögen, gibt es nun auch diesen Weg: direkt zur Spendenseite (via Paypal-Geschäftskonto).
Der Kontext hinter dem Newsletter:
Was die geplante Arbeitsplatztauschplattform für Journalist:innen auf ostwestnordsuedx.de (Was das sein soll? Womit alles anfing? Wer dahinter steckt? Steht hier und hier und hier. ) angeht: Das Ganze befindet sich in der Praxisform noch in der pandemiebedingten Ruhephase, aber hoffentlich bewegt sich bald etwas.
Als Alternative für physischen Tausch: Bieten Sie Ihre Perspektive an – und finden jene Einblicke, die Ihnen im Blatt, in der Sendung, im Heft, auf der Seite fehlen:
→ hier direkt zum Suche/Biete-Formular!
Ums leichter weiterzusagen:
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Zum Schluss weiterhin dieser Hinweis:
Das Netzwerk für Osteuropa-Berichterstattung hat eine Spendenaktion für Journalist:innen in der Ukraine organisiert – zusammen mit Otto-Brenner-Stiftung, Reporter Ohne Grenzen, Frag den Staat, Netzwerk Recherche, taz-Panter-Stiftung. Direkt zur Spendenseite mit allen Infos geht’s hier.
